Über die Verstädterung unserer Dörfer
Fotostudie im Umweltzentrum Chemnitz, 28. August, 19 Uhr
Eine Fotostudie des Kunstfotografen Michael Backhaus wird die Verstädterung der Dörfer aufzeigen und zur Diskussion anregen. Die Veranstaltung findet am Mittwoch, dem 28. August, 19 Uhr, im Umweltzentrum Chemnitz, Henriettenstraße 5. Der Eintritt ist frei.
„Einst typische dörfliche Dinge bzw. aus was sich das Erscheinungsbild des Dorfes zusammensetzte, verschwinden zusehends und das in einem stetigen Tempo. Vieles wird glatt, glänzend, geradlinig, simpel oder protzig, einheitlich nach Baumarktform landauf und ab, also vieles gleich von der Zugspitze bis Kap Arkona. Eigene gestalterische Ideen und Ausführungen oder traditionelle Handhabungen und Weiterführung lange bewährter Anordnungen (keine bürokratischen) und ihre Machart finden immer weniger Anwendung. Abgucken, wie man es heute „neu“ macht bzw. vereinfacht, ist angesagt, wobei sicherlich die Städte den Ton angeben, wie es zu gehen hat. Die individuelle Vielfalt bleibt somit sehr eingeschränkt. Zum Beispiel neugebaute Siedlungshäuser, meist im Weißton, streng ausgerichtet und oft ohne großwüchsige Büsche und Bäume, die in etlichen Jahren dem Umfeld Gestalt geben würden, welche schon jetzt nicht mehr gepflanzt werden.
Vielerorts großflächige Monokulturen, z.B. Rapsschläge oder Mais, statt Natursteinmauern, Holzzäunen oder Hecken: Maschendrahtzäune und Betonformteile, statt artenreiche bunte Wiesen: monotoner Kurzrasen. Leider spielt auch die Bequemlichkeit der Menschen eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Umwandlung der Dörfer. Doch die viel geäußerte Nachhaltigkeit bedeutet für uns Menschen ohne „wenn und aber“ immer ein mehr an Aufwendungen.
Zeigen möchte ich mit meinen Bildern, was in sogenannter moderner Zeit nicht mehr zu sehen sein wird und was es gilt, in einem aufklärerischen Sinn angehalten und beispielhaft zu besprechen. Es bahnt sich wahrscheinlich eine gewisse „Sterilität des Blickes“ für unsere Umwelt im ländlichen Bereich an – nicht mehr der vertraute Blick, der bis dato zählte.
Das Kitschige und unpassend Dekorative nimmt zu, während das einst Natürliche und still Verwachsene zu wenig oder gar nicht gepflegt wird. Auch ein Ergebnis mehr zweckbestimmten statt sinnbestimmten Lebens. Es ist dennoch nicht zu spät.“ (Michael Backhaus)