Karl Fruchtmann – ein jüdischer Erzähler. Vorstellung einer Filmedition
Porträt eines vergessenen Filmemachers, 9. März, 19 Uhr, im TIETZ
Am Montag, dem 9. März, von 19 bis 20.30 Uhr lädt die Volkshochschule in den Veranstaltungssaal des TIETZ zu einem Vortag über Karl Fruchtmann ein. Der Vortrag wirft ein besonderes Schlaglicht auf den jüdischen Filmschaffenden. Ein Gesprächsabend erinnert an den eigenwilligen Regisseur, der seit den 1960er Jahren seinem Publikum die Schrecken der Shoah greifbar machte. Dabei wird Dr. Torsten Musial, Leiter des Archivs Film- und Medienkunst an der Akademie der Künste, Einblicke in eine Edition seiner Filme geben, die 2020 erscheinen soll. Die Veranstaltung möchte die Person und das Werk Karl Fruchtmanns in Erinnerung rufen. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Karl Fruchtmann schuf ein überzeugendes und starkes filmisches Werk. Trotzdem ist er als Regisseur in Vergessenheit geraten. 1915 in Meuselwitz geboren, wurde er als Jude verfolgt und in den Konzentrationslagern Sachsenburg und Dachau inhaftiert. Er emigrierte 1937 nach Palästina und machte später Karriere als Manager bei der größten israelischen Fluggesellschaft El Al. 1958 entschied er sich zur Rückkehr in die Bundesrepublik und begann seine Karriere zum Regisseur mit einem Volontariat beim WDR. Seine Arbeiten, vor allem bei seinem späteren Heimatsender Radio Bremen, setzten literarische Stoffe, eigene Geschichten und Erlebnisse sowie seine Auseinandersetzung mit der Shoah in Bild und Ton um. Sein Werk zeichnet sich durch tiefgründige und durchdachte Filmeinstellungen und Erzählkompositionen aus. Zu den eindrücklichsten Werken zählt der Film „Kaddisch nach einem Lebenden“, in dem Karl Fruchtmann seine eigenen biographischen Erfahrungen verarbeitete.
Diese Veranstaltung findet im Zuge der Tage der Jüdischen Kultur 2020 statt. Sie ist eine Kooperation der Initiative Klick und der VHS, mit Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung.