22.05.2024
Pressemitteilung 353

Weitere 23 Stolpersteine werden in Chemnitz verlegt


Zeichen der Erinnerung an Opfer des NS-Regimes – am 29. Mai, Start 9 Uhr am Opernhaus, Theaterplatz 2

Am Mittwoch, dem 29. Mai, werden weitere 23 Stolpersteine an elf Orten in Chemnitz verlegt. Sie erinnern an einst jeweils an Ort und Stelle lebende und wohnhafte Bürgerinnen und Bürger der Stadt, die Verfolgte und Opfer des NS-Regimes wurden.
Erstmals werden auch Stolpersteine für Sinti und Roma verlegt, die ebenfalls während des Nationalsozialismus systematisch verfolgt und ermordet wurden.
Angehörige aus dem In- und Ausland sind bei den Verlegungen anwesend, unter anderem aus den USA und Neuseeland.

9 Uhr beginnen die Verlegungen: In Anwesenheit von Oberbürgermeister Sven Schulze wird ein Mitarbeiter des Bauhofes der Stadt Chemnitz vor dem Opernhaus den an diesem Tag ersten Stein verlegen – erinnern wird der Stein an Anton Richard Tauber (1861 - 1942), der hier einst wirkte.

Vertreter:innen der Medien sind herzlich dazu eingeladen.

Das von dem Kölner Bildhauer Gunter Demnig konzipierte Projekt „Stolpersteine“ wird auf gemeinsame Initiative der Stadt Chemnitz und des Stadtverbandes Chemnitz der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten auch in diesem Jahr weitergeführt.


Die 23 Stolpersteine an elf Orten in Chemnitz im Einzelnen:

  1. 9 Uhr, vor dem Opernhaus, Theaterplatz 2, wird ein Stolperstein an Anton Richard Tauber (Jahrgang 1861) erinnern: Er war von 1912 bis 1930 Generalintendant der Vereinigten Stadttheater in Chemnitz. Angesichts heftiger Auseinandersetzungen innerhalb der Parteien der Stadtverordnetenversammlung um die Kultur- und Theaterpolitik verzichtete er 1930 auf eine Verlängerung seines Vertrages. Ab dem Jahr 1936 lebte er in Italien und der Schweiz. Er starb am 4. August 1942 in Pergassona bei Lugano.

Paten: Rotary Club Chemnitz

 

  1. 9.40 Uhr, vor dem ehemaligen Kaufhaus Schocken (heute smac, Stefan-Heym-Platz 1) werden vier Stolpersteine an Siegfried Strauß (Jahrgang 1885), seine Ehefrau Dina Strauß geborene Spiro (Jahrgang 1894) und ihre Kinder Ruth Betti und Walter erinnern: Siegfried Strauß war von 1935 bis 1938 Direktor des Kaufhauses Schocken in Chemnitz. Er gab aufgrund der fortschreitenden „Arisierung“ des Konzerns die Geschäftsleitung im Juli 1938 ab und flüchtete mit seiner Familie vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten nach Neuseeland. Am 18. Januar 1940 trafen sie dort ein.

Paten: Freunde des smac e. V. (Siegfried Strauß), Schülerinnen und Schüler des Georgius-Agricola-Gymnasiums Chemnitz (Dina Strauß), Nadine und Stefan Grießmann (Ruth Betti Strauß), Steffani Löser-Föhse (Walter Strauß)

 

  1. 10.05 Uhr, in der Zschopauer Straße 54 werden vier Stolpersteine für Angehörige der hier einst wohnenden Familie Bulka verlegt: Der Handelsmann Henoch Bulka (Jahrgang 1898) und seine Frau Rahel Bulka geborene Paperno (Jahrgang 1905) hatten sich im August 1933 vermählt. Ihre Kinder Doris Ida und Max Josef wurden in den Jahren 1934 und 1938 hier geboren. Rahel Bulka und ihre Kinder wurde im Mai 1942 deportiert und im Ghetto Belzyce ermordet. (Das Ghetto war in der polnischen Stadt von den Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkrieges eingerichtet worden.) Henoch Bulka hatte zuvor versucht, aus Deutschland zu flüchten. Sein Schicksal ist ungeklärt.

Paten: Claudia Radelow (Henoch Bulka), privat (Rahel Bulka), Abendgymnasium Chemnitz (Doris Ida Bulka), Montessori-Oberschule Chemnitz (Max Josef Bulka)

 

  1. 10.30 Uhr, in der Rößlerstraße 33 wird ein Stolperstein für den Kaufmann Willy Lesser (Jahrgang 1901), verlegt, der seit 1927 Sekretär des Allgemeinen Konsumvereins Chemnitz und Umgebung war.
    Als überzeugter Sozialdemokrat hatte er frühzeitig in Vorträgen auf die Gefahren des Nationalsozialismus hingewiesen. Im Jahr 1935 befand er sich in „Schutzhaft“ im Konzentrationslager Sachsenburg. Nach Kriegsende war er erster Geschäftsführer der Chemnitzer Konsumgenossenschaft.

Patin: Susan Lesser

 

  1. 11 Uhr, am Gerhart-Hauptmann-Platz 13 werden zwei Stolperseine an Elsbeth Sommerfeld, geborene Markus (Jahrgang 1884), und Gerda Kaes, geborene Sommerfeld (Jahrgang 1911), erinnern. Die Näherin Gerda Kaes war zuletzt in der Hilfsküche des Jüdischen Altenheimes am Antonplatz beschäftigt. Mutter und Tochter wurden im Mai 1942 deportiert und im Ghetto Belzyce ermordet.

Patin: Dr. Susanne Schübel

 

  1. 11.20 Uhr, in der Hoffmannstraße 52 wird ein Stolperstein an Irmgard Goeritz, geborene Frank, (Jahrgang 1906) erinnern: Dort liegen bereits drei Stolpersteine für Ehemann Karl Goeritz und die Kinder Frank-Stefan und Irene Beatrice. Irmgard Goeritz überlebte als einziges Familienmitglied den gewaltsamen Untergang des Passagierschiffs „Simon Bolivar“ vor der Küste Englands. Sie lebte kurze Zeit in London, bevor sie sich im Jahr 1942 mit dem Pädagogen Heinrich Selver vermählte. Aus dieser Ehe gingen zwei Töchter hervor: Irene und Veronica.

Paten: Buntmacher*innen e. V.

 

  1. 13 Uhr, in der Barbarossastraße 77 werden drei Stolpersteine an Berek Kagan (Jahrgang 1870), seinen Sohn Henoch Kagan (Jahrgang 1900) und dessen Frau Erika Kagan, geborene Alexander (Jahrgang 1904) erinnern. Berek Kagan wurde am 28.Oktober 1938 des Landes verwiesen und später im besetzten Polen ermordet. Henoch und Erika Kagan wanderten im Jahr 1939 nach Lettland aus und fanden Ende 1941 den gewaltsamen Tod im Ghetto Riga.

Paten: Martina und Karl-Michael Hanisch (Berek Kagan), AGIUA e.V. Migrationssozial- und Jugendarbeit (Henoch Kagan), Tobias Arnold (Erika Kagan)

 

  1. 13.20 Uhr, in der Walter-Oertel-Straße 46 werden drei Stolpersteine für hier wohnende Mitglieder der Familie Rappel verlegt. Der Kaufmann Hersz Rappel (Jahrgang 1896) lebte seit 1919 in Chemnitz. Seine Frau Recha Rappel, geborene Friedmann (Jahrgang 1891) stammte aus Berlin. Die Eheleute und ihre Tochter Ingrid (Jahrgang 1921) lebten bis 1938 in Chemnitz. Ihnen gelang die Auswanderung nach England bzw. Italien.

Paten: Karl-Heinz Kleve (Hersz Rappel), Gabriele Mehrfert (Recha Rappel), Marika Lang (Ingrid Rappel)

 

  1. 13.45 Uhr, in der Walter-Oertel-Straße 24 wird ein Stolperstein für Johannes Strauch (Jahrgang 1928) verlegt. Aufgrund einer geistigen Behinderung konnte er die Andréschule nur bis Juni 1936 besuchen. Seit September 1943 befand er sich in der Landesheilanstalt Großhennersdorf, wo er wenige Monate später „starb“. Die eindeutigen Umstände seines Todes sind nicht überliefert.

Pate: privat

 

  1. 14.10 Uhr, in der Altendorfer Straße 17 werden zwei Stolpersteine für die Eheleute Hoff verlegt. Sie gehörten zu den Sinti-Familien, die im NS-Staat verfolgt und ermordet wurden. Der Musiker Hugo Hoff (Jahrgang 1887) wurde im Rahmen der großen Verhaftungsaktion „Aktion Arbeitsscheu Reich“ im Juni 1938 inhaftiert und befand sich bis zu seinem Tode am 25. Februar 1940 im Konzentrationslager Buchenwald. Seine Frau Martha Hoff, geborene Braun (Jahrgang 1894), wurde am 25. September 1943 im Vernichtungslager Auschwitz ermordet.

Paten: Robert Djordjevic (Hugo Hoff), Albrecht Bodenschatz (Martha Hoff)

 

  1. 14.35 Uhr, am Rosenhag 28 (Stadtteil Borna) wird ein Stolperstein an Rudolf Dähnert (Jahrgang 1909) erinnern. Der Widerstandskämpfer wurde von den Nationalsozialisten im Frühjahr 1933 mehrmals verhaftet und befand sich in dem Jahr mehrere Monate in „Schutzhaft“ im Konzentrationslager Sachsenburg. Nach Kriegsende war der überzeugte Kommunist in der Hauptverwaltung der Stadt Chemnitz tätig.

Paten: Barbara und Dr. Frieder Jentsch (Rudolf Dähnert)

 

Weitere Informationen:

www.chemnitz.de/stolpersteine

Informationen

Herausgeber:
Pressestelle Stadt Chemnitz

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