23.05.2024
Pressemitteilung 354

Begegnungsprojekte „Auf Wiedersehen in Chemnitz“


Jüdische Familien auf der Suche nach ihren Wurzeln – Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Chemnitz am 31. Mai, 16 Uhr, Rathaus, Wandelhalle

Titelseite des Programmflyers

Von Dienstag bis Samstag, 28. Mai bis 1. Juni, besuchen mehrere jüdische Familien Chemnitz, um hier auf die Suche nach den Wurzeln ihrer Familiengeschichten zu gehen und sich auszutauschen. Auf Einladung des Vereins Buntmacher*innen und der Stadt Chemnitz ist ein mehrtägiges Veranstaltungsprogramm mit Musik, Lesungen und Filmen entstanden, zu dem auch die Öffentlichkeit herzlich eingeladen ist.

Am Freitag, dem 31. Mai, empfängt Oberbürgermeister Sven Schulze sechs Familien sowie Unterstützer:innen des Begegnungstreffens im Chemnitzer Rathaus. Erwartet werden u. a. Oron Adar, Ron Frank, Nirit Sommerfeld, Caroline Gutman, Irene Selver und Julia Davis Nosko. Die Familien werden sich 16 Uhr in der Wandelhalle des Rathauses in das Goldene Buch der Stadt eintragen. Medienvertreter:innen sind dazu eingeladen.

Bereits seit Mitte der 1990er-Jahre waren die „Tage der jüdischen Kultur“ ein wichtiger Anlass und Ort des Wiedersehens. Auch heute noch besuchen Mitglieder einstiger jüdischer Familien aus Chemnitz hin und wieder die Stadt und werden herzlich empfangen. Meist geschieht dies anlässlich der alljährlichen Stolpersteinverlegungen.

Oberbürgermeister Sven Schulze ist es wichtig, diese Tradition fortzuführen und mit der nächsten Generation ins Gespräch zu kommen: „Wenn die Kinder der Menschen, die einst aus Chemnitz vertrieben wurden, wieder zurückkommen, sind sie sehr interessiert, wie ihre Eltern oder Großeltern hier gelebt haben. Sie wollen wissen, ob Erzählungen über die Stadt in Einklang zu bringen sind mit dem, wie die Stadt heute ist. Und für uns sind diese Begegnungen ebenfalls sehr wertvoll, denn auch wenn die Familien heute woanders leben, finden wir viel Verbindendes. Es kann ein guter Austausch entstehen und auch wir erfahren etwas über unsere eigene Stadtgeschichte. Das diesjährige Programm zeigt, wie spannend dieses Wiedersehen sein kann.“

Das Begegnungsprojekt ist in diesem Jahr auf Initiative des Vereins der Buntmacher*innen entstanden: „Wir hoffen, dass das Treffen als Impuls wirkt und zu einem wachsenden und kontinuierlichen Austausch zwischen den Chemnitzer:innen und Vertreter:innen der zweiten und dritten Generation jüdischer Familien führt, die einst von hier vertrieben wurden.“

An den fünf Tagen finden folgende Veranstaltungen statt:

Am Dienstag, 28. Mai, dem Tag der Anreise, gibt es 20 Uhr im Clubkino Siegmar ein Pre-Opening des Treffens. Der israelische Filmemacher Oron Adar präsentiert sein neuestes Projekt „The corridors of power/Kulissen der Macht“ in einer deutschen Vorpremiere (der Film läuft offiziell am 30. Mai an). Bei dem Dokumentarfilm zeichnet Oron Adar sowohl für das Buch als auch für den Schnitt verantwortlich. Der Oscar-nominierte Regisseur des Films, Dror Moreh, wird ebenfalls anwesend sein

Am Mittwoch, dem 29. Mai, werden die Familien bei den Stolpersteinverlegungen dabei sein, die 9 Uhr auf dem Theaterplatz beginnen. 11.20 Uhr wird ein Stolperstein für ein Mitglied der Familie Goeritz verlegt. Vor dem Haus Hoffmannstraße 52 erinnern seit 2012 drei Stolpersteine an das Schicksal der jüdischen Familie Goeritz. Der Fabrikant Karl Goeritz und seine beiden Kinder kamen im November an Bord der MS Simon Bolivar in einem deutschen Minenfeld vor der Küste Englands tragisch ums Leben. Seine Frau Irmgard, genannt Irmi, überlebte das Unglück. Bis zu ihrem Tod im Jahre 2004 trug Irmi stets ein Foto ihrer ersten, verlorenen Familie bei sich. Nun kehrt Irmi Selver (Goeritz) mit einem Stolperstein dauerhaft in ihre alte Heimat und ins Gedächtnis der Stadt zurück. Irmis Tochter Irene Selver und die beiden Enkelinnen, Anna und Eve Selver-Kassel, sind bei der Verlegung des Steines anwesend.

An diesem Tag werden vor allem die Familien Frank, Selver, Leder und Nosko (Noskowitz) zudem einen ersten gemeinsamen Spaziergang über den Chemnitzer Kaßberg und den Kapellenberg auf den Spuren der Familiengeschichten unternehmen und den Jüdischen Friedhof besuchen.

Am Abend, 20.30 Uhr, wird der Dokumentarfilm „Irmi“ (Regie: Veronica Selver) in einer Sonderveranstaltung und in Anwesenheit von Irmis Tochter Irene Beatrice Selver im Clubkino Siegmar präsentiert.

Am Donnerstag, dem 30. Mai, 19 Uhr wird die Ausstellung „Lee Leder Guttman: Aus Chemnitz in die Welt“ in der Galerie Weise feierlich eröffnet. Die Schau zeigt erstmals in Chemnitz Werke der hier 1925 geborenen Lee Leder, die nach ihrer Flucht in Amerika als Cartoonistin und Animationsdesignerin für Disney und Warner Bros tätig war. Lee Leders Tochter Caroline Guttman ist ebenfalls zur Begegnung eingeladen. Zur Ausstellungseröffnung wird Stella Leder, eine Nachfahrin der Familie Leder/Hermlin (Enkelin von Stephan Hermlin), aus ihrem Buch „Meine Mutter, der Mann im Garten und die Rechten“ lesen. Dies ist eine Veranstaltung im Rahmen der Tage der jüdischen Kultur Chemnitz.

Am Freitag, dem 31. Mai, 19.30 Uhr ist als weiterer Höhepunkt eine Veranstaltung im Konzertsaal der Städtischen Musikschule geplant, die gleichzeitig den Biographien der Eingeladenen nachgeht. Sie gewähren Einblicke in das Familienarchiv und berichten von den Lebenswegen ihrer Eltern und Großeltern. So werden unter anderem Nirit Sommerfeld und Julia Davis Nosko aus noch unveröffentlichten, autofiktionalen Texten lesen, ein Gespräch mit Oron Adar wird die Familiengeschichte der Adars und Federmanns thematisieren und Ron Frank wird Sequenzen alter Super16-Filme präsentieren, die jüdische Familien aus Chemnitz in den 1920er- und 1930er-Jahren auf Reisen durch Europa zeigen. Untermalt werden die Aufnahmen von einer Klavierimprovisation des Pianisten Jeffrey Goldberg.

Am Samstag, dem 1. Juni, 10.30 Uhr folgt zum Abschluss eine Matineeveranstaltung im Industriemuseum, bei der Ron Frank erstmals in Chemnitz seinen Dokumentarfilm „The Eternal Road“ präsentiert. In dem Film erzählt Ron Frank von der Entstehung sowie von der Welt- und der Deutschlandpremiere (1937 New York/1999 Chemnitz) der Oper „Der Weg der Verheißung“ von Kurt Weill und verbindet diese Stränge mit der eigenen Familiengeschichte. Aufnahmen von den (Wieder-)Begegnungen jüdischer Menschen in Chemnitz in den 1990er-Jahren machen diesen Film zu einem einzigartigen und für Chemnitz äußerst wichtigen Zeitdokument. Ein Gespräch mit Ron Frank rundet das Programm ab und beschließt das Auftaktreffen.

Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei. Reservierungen (außer für Donnerstag 30. Mai) sind möglich per E-Mail an: info@buntmacherinnen.eu

Das Begegnungstreffen ist eine Kooperation von Buntmacher*innen, Weiterdenken und Stadt Chemnitz. Gefördert durch den Lokalen Aktionsplan für Demokratie, Toleranz und ein weltoffenes Chemnitz, im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“, durch den Landespräventionsrat des Freistaates Sachsen, die Carl und Marisa Hahn Stiftung sowie die Community4You AG. Weitere Partner unterstützen das Treffen.

Informationen

Herausgeber:
Pressestelle Stadt Chemnitz

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