Ehrenbürger Justin Sonder

Eine "Bank für Justin Sonder"

Am 9. November wurde auf dem Brühl in Gedenken an den Ehrenbürger Justin Sonder eine Bank eingeweiht.

Das internationale Auschwitz-Komitee und die Stadt Chemnitz möchten an den Chemnitzer Ehrenbürger Justin Sonder in seiner Heimatstadt erinnern. Eine Skulptur, die Justin Sonder sitzend auf einer Bank darstellt, wurde dazu am 9. November 2024 auf dem Brühl aufgestellt. Diese soll dazu einladen, sich dazuzusetzen und mit ihm gedanklich ins Gespräch zu kommen.

An der feierlichen Einweihung nahmen neben Oberbürgermeister Sven Schulze und Christoph Heubner, Vorsitzender des Internationalen Auschwitzkomittees, auch der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff, der Sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer und zahlreiche Familienangehörige von Justin Sonder teil.

Ebenso waren viele Chemnitzer:innen zur Einweihung der Skultpur gekommen.


Filmprojekt zum Leben von Justin Sonder

Die Miniserie umfasst drei Kurzfilme, die das Leben von Justin Sonder genauer beleuchten. Darunter Interviewmaterial, das 2017 im Rahmen des Filmprojektes „Kinder im Krieg“ aufgenommen wurde. Es kommen Wegbegleiter, wie die Tochter von Justin Sonder, Freunde und Historiker zu Wort. Die Filme wurden von der Chemnitzer Produktionsfirma Red Tower Films produziert.

Die Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
 

Episode 1: Kindheit

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Episode 2: Deportation und Rückkehr

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Episode 3: Erinnerungskultur

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Justin Sonder - Auschwitz-Überlebender

Ehrenbürgerwürde verliehen am 21.04.2017

Justin Sonder bei der Verleihung der Ehrenbürgerschaft am 21. April 2017

Justin Sonder wurde am 18. Oktober 1925 in Chemnitz als Sohn einer Hausfrau und eines Kaufmanns und Weinvertreters geboren. Bereits in seiner Kindheit war er mit wachsendem Antisemitismus konfrontiert, erlebte in Chemnitz die Pogromnacht am 9. November 1938. Später erlernte er den Beruf des Kochs und musste von Herbst 1941 bis Februar 1943 Zwangsarbeit in einem Rüstungsbetrieb in Chemnitz leisten. Am 27. Februar 1943 wurde Justin Sonder verhaftet und ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Dort überlebte er unvorstellbare Zustände, Hunger, Schläge, Zwangsarbeit und insgesamt 17 Selektionen. In mehreren Todesmärschen gelangte Justin Sonder schließlich im April 1945 ins fränkische Wetterfeld, wo er am 23. April 1945 durch die amerikanische Armee befreit wurde. Am 19. Juni 1945 kehrte Justin Sonder gemeinsam mit seinem Vater in seine Heimatstadt zurück, wo er seitdem lebte.

Justin Sonder erhielt im Jahr 2008 den Ehrenpreis des Chemnitzer Friedenspreises. Als mit Christian Wulff im Januar 2011 erstmals ein Bundespräsident in Auschwitz sprach, zählte Justin Sonder zu den Mitgliedern seiner Delegation. Im Jahr 2015 erhielt Justin Sonder die Ehrenmedaille des Internationalen Auschwitz-Komitees. Damit gehörte der Chemnitzer zu weltweit rund 400 in dieser Form Ausgezeichneten. Die Ehrung wird an jene verliehen, die sich als Überlebende nach ihrer Zeit im Konzentrationslager nicht in Schweigen zurückgezogen, sondern ihre Stimme erhoben haben, um Aufklärungs- und Präventionsarbeit zu leisten.

Justin Sonder war ein gefragter Gesprächspartner, der von Schulen und Vereinen eingeladen wurde. Er berichtete seinen Zuhörern von den dunkelsten Zeiten der deutschen Geschichte. Damit leistete er einen wertvollen und unbezahlbaren Beitrag zur Mahn- und Erinnerungskultur.

Seit 1997 absolvierte Justin Sonder insgesamt mehr als 500 Veranstaltungen mit Tausenden Schülerinnen und Schülern. In seinen Vorträgen erzählte Justin Sonder von grauenhaften Erlebnissen, erwähnte aber auch, wie ihm ein Chemnitzer Fleischermeister, Butterhändler und Friseur geholfen haben. Trotz des erlittenen Leids hatte er seine Mitmenschlichkeit nicht verloren. Er brachte Schülerinnen und Schülern bei, Licht im Schatten zu sehen und Handlungsalternativen zu erkennen. Mit seinen Vorträgen über seine Zeit in Auschwitz machte er Geschichte lebendig und greifbar. Seine Botschaft an die Jüngeren war damit umso beeindruckender: Die nachfolgenden Generationen, für die Frieden und Demokratie immer eine Selbstverständlichkeit schienen, müssen immer wieder aufs Neue dafür sorgen, dass sich ein Menschheitsverbrechen wie das des Nationalsozialismus nicht wiederholen kann.

Im Alter von 90 Jahren reiste Justin Sonder Anfang des Jahres 2016 nach Detmold, um im möglicherweise letzten großen Auschwitz-Prozess, in dem er auch als Nebenkläger auftrat, gegen einen ehemaligen Wachmann des Vernichtungslagers auszusagen. Mit seiner Aussage half er, für späte Gerechtigkeit zu sorgen.

Die Stadt Chemnitz verlieh am 21. April 2017 im Rahmen eines Festaktes die Ehrenbürgerschaft an Justin Sonder in Anerkennung seines unermüdlichen Engagements, mit dem er als einer der wenigen Auschwitz-Überlebenden und als einer der letzten Zeitzeugen überhaupt die Erinnerung an die Gräueltaten des nationalsozialistischen Regimes wachhielt.

Justin Sonder verstarb am 3. November 2020 im Alter von 95 Jahren.

 

Interview mit Justin Sonder

Justin Sonder im "Macher der Woche"-Interview

"In dieser Stadt soll Frieden herrschen"

Schon oft hat er seine Lebensgeschichte erzählt. Seit 30 Jahren geht Justin Sonder in Schulen und berichtet von den schlimmsten Tagen seines Lebens im KZ Auschwitz.

Als einer der wenigen Auschwitz-Überlebenden kämpft er gegen das Vergessen. Zwei Bücher dokumentieren seine Erlebnisse. 

Anlässlich der Verleihung der Ehrenbürgerschaft war er "Macher der Woche":

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