Chemnitzer Zeitzeugen: Wolfgang Reiter

Am 5. März war ich mit meinen Eltern und zwei Geschwistern im sogenannten Luftschutzkeller, Äußere Klosterstraße 5. In diesem Haus im Hintergebäude im 2. Stock wohnten meine Eltern mit den Kindern. Es befand sich im Seitengebäude eine Möbeltischlerei (Pester). Bei dem Luftangriff wurde gebetet und verzweifelt. Nachdem der Luftschutzwart die Weisung gab, den Keller zu verlassen, sahen wir, wie das Haus und das Holz im Hof brannte. Es war ein einziges Flammenmeer.

Ich ging nochmals in unsere Wohnung im Hinterhaus. Mit den Arbeitshandschuhen fasste ich die Brandstäbe und warf diese in den Wasserfluss, den sogenannten Müllgraben. Der Phosphor brannte aber im Wasser weiter. Auch das Schauspielhaus auf der Theaterstraße brannte bereits und auch die umliegenden Gebäude. In allen Straßen war das Flammenmeer zu sehen. Unsere schöne Stadt war mit Brand und Zerstörung erkennbar. Die Menschen schrien und waren verzweifelt. Es war furchtbar, alles mit anzusehen und anzuhören. Ich bin dann mit meinem Stiefvater über viele Umwege zu meinen Großeltern nach der Dresdner Straße gelaufen, was sehr gefährlich war. Es war für uns ein großes Glück, denn das Haus war unversehrt und nicht den Flammen preisgegeben. Wir wohnten bis Kriegsende dort.

Nach diesem letzten Angriff am 5. März 1945 haben wir unsere zerstörte Stadt angesehen und daran gedacht, was der Faschismus uns hinterlassen hat. Heute ist die Stadt Chemnitz nicht mehr Russchemnitz. Unsere Stadt ist fast wiederaufgebaut, noch schöner als zu meiner Kindheit, wie früher mit engen Gassen und Straßen. Ich wünsche mir nur, dass ich nie wieder so eine Nacht wie den 5. März erleben werde. Der Hass und die Brutalität sollten der Vergangenheit angehören. Alle Menschen, gleich welcher Hautfarbe oder Abstammung, sollten friedlich zusammenleben.

Es darf kein Krieg wiedergeben, denn das ist das Schlimmste für die Menschen.
 

Hier hat der Zeitzeuge seine Geschichte erlebt:

Zeitzeugen-Broschüren

Der ewige März

Titelbild der Broschüre

Erinnerungen an eine Kindheit im Krieg


Die letzten Zeugen

Die letzten Zeugen

Als das alte Chemnitz im Bombenhagel starb

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