Stolpersteine in Chemnitz

Siegfried, Erna und Edith Friede

Stolpersteine für Erna und Edith Friede

Siegfried Friede

Geboren: 07.10.1878

Gestorben: 06.12.1940

Erna Friede, geb. Ulrich

Geboren: 27.11.1901

Gestorben: 19.12.1939

Edith Friede

Geboren: 17.05.1922

Gestorben: 16.04.1940
 

Verlegeort:

Hoffmannstraße 52
 

Stolperstein-Verlegung am:

17. Mai 2022

Lebensweg

Siegfried Friede war Inhaber des »Crefelder Seidenhauses«, ein Stoffgeschäft in der Langen Straße 11 (heutiger Rosenhof).

Der Kaufmann Siegfried Friede gehörte Anfang der 1930er-Jahre als Vorsitzender der Gemeindevertretung zu den Wortführern der Chemnitzer Juden. Er wurde in Letmathe (Westfalen) geboren. Bevor er am 1. Februar 1910 seinen Wohnsitz nach Chemnitz verlegte, hatte er in Essen gelebt. Bereits vier Wochen später eröffnete er hier in der Langen Straße 11 unter dem Namen »Crefelder Seidenhaus« ein Stoffgeschäft. Ein beeindruckender Verkaufsraum lud fortan die Chemnitzer Damenwelt ein.

Am 2. September 1921 vermählte sich Friede in Barmen mit der 22 Jahre jüngeren Arzttochter Erna Ulrich. Die Eheleute bezogen zunächst eine Wohnung in der Uhlichstraße 24. Neun Monate später wurde ihr einziges Kind, Tochter Edith, in der Staatlichen Frauenklinik geboren.
Bevor Friede das 25-jährige Firmenjubiläum begehen konnte, musste er erleben, was es nach der NS-Machtergreifung hieß, jüdischer Geschäftsmann in Deutschland zu sein. Auch sein Geschäft befand sich auf der Boykottliste vom 1. April 1933. Das »Crefelder Seidenhaus« gehörte außerdem zu den jüdischen Geschäften, die bereits im Herbst 1938 »arisiert« wurden.

Im März 1939 bemühten sich die Eheleute um Auswanderung in die USA, jedoch ohne Erfolg. Hingegen gelang es ihnen, ihre 17-jährige Tochter im Mai 1939 mit Hilfe eines Kindertransportes nach England in Sicherheit zu bringen. Im Herbst 1939 wurden die Eheleute gezwungen, ihre Wohnung in der Hoffmannstraße 52 aufzugeben. Die Familien Goeritz und Frank, die bei dem Untergang des  Passagierschiffs »Simon Bolivar« am 18. November 1939 ums Leben kamen, waren zeitweilig ihre Nachbarn. Fortan mussten die Eheleute in dem »Judenhaus« Germaniastrasse 12 leben.

Am 4. September 1939 wurden sie wegen Devisenvergehen angeklagt. Am 14. Dezember 1939 fand vor dem Landgericht das Strafverfahren statt. Siegfried Friede, der sich schon seit dem 29. März 1939 im Untersuchungsgefängnis befand, wurde zu zehn Monaten Gefängnis und erheblichen Geldstrafen verurteilt. Die Reststrafe trat er noch am selben Tage an. Erna Friede wurde zu fünfeinhalb Monaten Gefängnis und einer Geldstrafe verurteilt.

Gemäß § 3 eines Gnadenerlasses für die Zivilbevölkerung vom 9. September 1939 wurde das Verfahren gegen sie eingestellt. Für Erna Friede war dies der letzte Auslöser für einen folgenschweren Entschluss. Fünf Tage nach der Urteilsverkündung schied sie durch Einnahme von Schlafmitteln freiwillig aus dem Leben. Kaum wieder in Freiheit versuchte Siegfried Friede am 19. Februar 1940 noch einmal, die Genehmigung für die Auswanderung zu erhalten. Sein Antrag wurde auch diesmal abgelehnt. Als die Tochter in London vom tragischen Schicksal ihrer Mutter erfuhr, nahm sie sich fernab von der Heimat ebenfalls das Leben. Der seelisch zerrüttete Siegfried Friede folgte Frau und Tochter ein halbes Jahr später ebenso freiwillig in den Tod.
 

Hier liegen die Stolpersteine für Familie Friede:

Stolpersteine in Chemnitz

Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.

Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.

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