Chemnitz? Das passt!

Annegret Haas

Macherin der Woche vom 19. November 2014

Ganz gleich ob die Stadtbahnen oder Busse der CVAG, die Berliner S-Bahn oder die Schweizer Eisenbahn: Die Chancen stehen gut, dass man am Bahnsteig auf Betonfertigteilen der Chemnitzer Railbeton Haas steht. Seit mehr als 75 Jahren steht das Unternehmen für Stahlbetonbau. Dass Beton nicht gleich Beton ist und warum es auch manchmal knistert, wenn man drüber läuft, erklärt uns Annegret Haas, Geschäftsführende Gesellschafterin - und unsere Macherin der Woche.


Wo überall kann man sehen was Railbeton macht?
Annegret Haas:
Wer mit Bus, Straßenbahn und der Bahn durch die Lande fährt und aufmerksam aus- und einsteigt, stolpert quasi über unsere Betonelemente. Wir stellen Stahlbetonkonstruktionen für die Verkehrsinfrastruktur her. Das ist unser Schwerpunkt, welcher sich in den vergangenen 25 Jahren gut entwickelt hat. Wir haben ein sehr breites Sortiment aufgebaut, mit welchen man komplette Bahnsteige bauen und Gleisanlagen ausrüsten, Gleisüberwege gestalten kann.

In den vergangenen Jahren haben wir sehr viel Entwicklungsarbeit in Sachen barrierefreies Bauen betrieben. Öffentliche Verkehrsbetriebe müssen Gesetze und Normen einhalten, damit alle in ihrer Mobilität eingeschränkten Personen Bus und Bahn ohne fremde Hilfe nutzen können. Hier kennen sich unsere Ingenieure und Verkehrsplaner aus und haben uns deutschlandweit einen Namen bei den Verkehrsbetrieben gemacht. Zahlreiche neue Bausysteme wie zum Beispiel die weißen Bodenindikatoren an Straßenquerungen und Haltestellen haben wir entwickelt und mittlerweile zu deutschlandweiten Systembauweisen geführt. Aber unser Betonwerk kann natürlich auch viele alle anderen Betonfertigteilen und Sonderkonstruktionen herstellen.

Ganz konkret: Wo sieht man Beton von Railbeton in Chemnitz?
Ganz aktuell waren wir am neuen Gleiskörper der CVAG auf der Annaberger Straße beteiligt- Borde und Gleisüberwege sind von Railbeton. In diesem Jahr wurden zahlreiche neue Bushaltestellen in der Stadt unseren mit Eurobordsteinen und Blindenleitplatten verbaut. Ansonsten arbeiten wir derzeit mit der CVAG und dem VMS an einem Konzept für die künftigen Haltestellen der nächsten Ausbaustufe des Chemnitzer Modells entlang der Reichenhainer Straße bis zur Uni. Hierfür müssen die Bahnsteige den Einstiegshöhen der neuen Bahnen angepasst werden. Wir haben eine 3D-Studie und eine Musterhaltestelle für auf den Betriebshof der CVAG geplant.

Bei Forschungsvorhaben arbeiten Sie auch mit Universitäten und Hochschulen zusammen. Nun mag sich der Laie fragen „Was gibt es bei Beton noch groß zu forschen, Beton gibt es doch schon seit 100 Jahren “ …
(Lacht) Beton gab es schon im antiken Rom! Betonfertigteile, gibt es seit reichlich 120, 130 Jahren. Beton von heute sieht natürlich ganz anders aus, da hat sich viel getan. Aktuell ist das Material zwar auch bei Architekten wieder ganz angesagt, aber das betrifft uns eher nicht.

Was kann man noch entwickeln?
Zum einen sind die Ansprüche an die Oberflächen gestiegen. Sichtbeton steht im Fokus, mit einer fast porenfreien Oberfläche. Beton muss nicht nur grau sein. Weiß, rot, gelb, anthrazit sind typische Standardfarben in unserem Sortiment geworden. Neulich haben wir einen grünen massiven Sitzblock für einen Schulhof hergestellt. Die Dauerhaftigkeit ist ein weiteres Thema, ebenso die Beständigkeit gegen Frost, Tausalz und Chemikalien. Die Themen sind alle nicht neu, aber man kann durchaus noch Verbesserungen erreichen. Auch an der Optimierung von wirtschaftlichen Fertigungstechnologien, Rezepturen mit Faserbewehrungen für hohe Ansprüche an Verschleiß und für spezielle Belastungen arbeiten wir. Mit der TU Chemnitz untersuchen wir zur Zeit eine Alternative zur Stahlbewehrung, das ist speziell für streustromisolierte Gleisbereiche interessant.
Ein interessantes Projekt , das wir vor einiger Zeit abgeschlossen haben sind die sogenannten Soundstone-Platten. Bodenmarkierungen sollen für Fussgänger in besonderen Gefahrenbereichen bei Betreten mit einem hörbaren Geräusch - einem Knistern - warnen. Hier haben wir mit einem Sounddesigner aus dem Erzgebirge zusammen gearbeitet, einem Spezialisten für die Optimierung von Industriegeräuschen - vom Zuschlagen der Autotür bis zum Knackwürstchen. Mechanoakustische Hohlkörper – die also ohne Stromzufuhr arbeiten – werden dauerhaft in Spezialbeton integriert.

Die Versuchsfläche der Steine, die beim Betreten ein deutlich vernehmbares Knistern von sich geben, befindet sich an der Zentralhaltestelle. Sie hat es sogar bis ins 3sat-Wissenschaftsmagazin „Nano“ und damit europaweit auf die TV-Bildschirme geschafft. Überhaupt ist Railbeton längst nicht nur Sachsen aktiv. Die Hamburger Hochbahn verlässt sich ebenso auf „Made in Chemnitz“ wie die Zugspitzbahn oder Eisenbahnen in Polen und Österreich. 125 Mitarbeiter zählt das Unternehmen, darunter 113 Männer. Da ist es schon etwas überraschend, dass sich das Unternehmen im Sommer über die Auszeichnung „Familienfreundliches Unternehmen“ freuen durfte …

Was macht Railbeton zum familienfreundlichen Unternehmen?
Wir sind ein Familienunternehmen: Mein Vater arbeitet seit fast 50 Jahren im Unternehmen, mein Partner ist Werkleiter, ich bin quasi hier aufgewachsen … Die Verbundenheit zum Unternehmen war immer da. Genauso ist es bei vielen unserer Mitarbeiter, einige Söhne sind den Vätern gefolgt. Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist für ein gesundes Betriebsklima wichtig. In den letzten Jahren haben wir das mehr und mehr gefördert. Wir haben Anregungen von den Mitarbeitern aufgenommen, wie die Kinderweihnachtsfeier im Schauspielhaus oder die Teilnahme an sportlichen Veranstaltungen. Letzteres fördert natürlich auch die Gesundheit und stärkt das Miteinander. Da stehen dann nicht nur elf Fußballer auf dem Platz, der halbe Betrieb schaut zu! Im jährlichen Benefiz-Marathonlauf der Stadt gewinnen unsere Jungs mit der Staffel schon fast regelmäßig. Das sind auch für meine Familie wichtige und schöne Termine. Soweit wir können, unterstützen wir auch finanziell, zum Beispiel mit der Übernahme der Kindergartenkosten. Natürlich ist nicht jeden Wunsch oder Idee umsetzbar. Wir müssen wirtschaftlich arbeiten. Wir liefern für das saisonale Baugeschäft. Da lassen sich in den Sommermonaten Zehn-Stunden-Schichten nicht vermeiden. Auch das Schichtsystem ist für Familienväter manchmal schwierig. Zumindest ein längerer Winterurlaub ist gesichert…

Das Durchschnittsalter ist mit 39 Jahren ist für die Branche recht niedrig. Annegret Haas: „Es hat sich schon rumgesprochen, dass solche Aspekte bei uns mit berücksichtigt werden. Bewerber aus dem Bekannten- und Familienkreis sind uns immer die liebsten. “ Und überhaupt geht es recht familiär im Unternehmen zu, was auch beim Fotorundgang durch´s Unternehmen deutlich wird. Die Chefin kennt praktisch alle Mitarbeiter, wird freundlich gegrüßt …

Railbeton Haas ist heute wieder ein Familienunternehmen, war zu DDR-Zeiten verstaatlicht. Wie haben Sie die Wende-Zeit und die Reprivatisierung 1990 erlebt?
Von 1972 bis 1990 war das Unternehmen „Volkseigentum“, aber mein Vater arbeitete auch in dieser Zeit im Unternehmen. Die Reprivatisierung erfolgte ziemlich zügig. 1990 sind wir mit allen 60 Mitarbeitern in die neue Zeit gestartet. Noch heute sind einige von ihnen dabei, 40 Jahre Betriebszugehörigkeit ist nicht selten bei uns …

Dass Railbeton Mitgesellschafter der Parkeisenbahn im Küchwald ist, die Bahn Jahr für Jahr finanziell unterstützt, auch Bahn-Schwellen liefert, ist fast schon naheliegend. Dass die Transporter von Railbeton aber mit Werbung für die Kunstsammlungen unterwegs sind, müssen Sie uns aber erklären.
Kunst und Kultur sind neben dem Sport für uns auch privat ganz wichtig. Die Kunstsammlungen haben wir in den vergangenen Jahren, je nach Möglichkeit, bei dem einen oder anderen Projekt unterstützt. In dem Falle ganz konkret: Frau Mössinger kann da ja ganz überzeugend sein. Die Planen unserer LKW waren bisher vor allem grau und da entstand die Idee, doch mit der Rückseite Werbung für die Kunstsammlungen zu machen. Nun ziert die schöne Statue, sonst nur in den Kunstsammlungen zu sehen (- natürlich Betonguss -), unsere Transporter. Das ist ein toller Blickfang und deutschlandweit Werbung für unsere Stadt.

Stichwort Freizeit, Sie sagten sie treiben viel Sport. Wo sind Sie da am liebsten?
Wir sollten sehr froh sein, dass wir in einer Großstadt wohnen, die so grün ist. Vor allem, dass sie das nahe Grün hat. Ich selbst wohne auf dem Schloßberg, der Küchwald mit Tennisanlage und Parkeisenbahn für die Kinder ist natürlich ideal. Ansonsten bewegen wir uns gern in der Oper und im Theater. Die tollen Museen und Galerien, die wir Chemnitz haben, sind für mich persönlich eine Bereicherung.

… und wie immer: Muss man dem Chemnitzer tatsächlich Mut machen?!
Tja, warum? Muss man dem Chemnitzer Mut machen?! Wir gehören ja zu den Städten, die nach der Wende erst einmal große Schwierigkeiten hatten. Doch inzwischen hat sich so viel getan: Die Stadt hat ein neues Zentrum, wir haben historische Gebäude umgenutzt - das Gunzenhauser, das Schocken. Das ist eine Entwicklung die jeder sehen und vor der man sich nicht verschließen kann. Wie gesagt, ich sehe Chemnitz als grüne Großstadt mit kurzen Wegen, wir haben alles da - Kunst, Kultur, Sportstätten. Und an erster Stelle der Bindung zu Chemnitz stehen für mich natürlich die Familie und Freunde und das Unternehmen. Chemnitz ist meine Heimatstadt, ich bin hier geboren und habe nur für das Studium die Stadt verlassen. Darüber bin ich gar nicht traurig, ganz im Gegenteil, das passt! Wenn uns doch mal nach einer größeren Stadt ist, sind wir auch schnell in Dresden, Leipzig oder Berlin oder Prag. Zumindest mit dem Auto ist das gut, ein großes Manko ist nur leider die mangelnde Fernbahnanbindung. Aber Mut machen? Alles in allem stellt sich die Stadt für mich recht selbstbewusst dar. Wirtschaftlich ist Chemnitz stark und auf ihre Weise eine markante Stadt. Eine erfolgreiche, grüne Industriestadt mit so viel Kultur – da müssen wir noch viel mehr drüber reden und stolz damit umgehen!

 

Cookie Einstellungen

Wir verwenden auf dieser Website mehrere Arten von Cookies, um Ihnen ein optimales Online-Erlebnis zu ermöglichen, die Nutzerfreundlichkeit unseres Portals zu erhöhen und unsere Kommunikation mit Ihnen stetig zu verbessern. Sie können entscheiden, welche Kategorien Sie zulassen möchten und welche nicht (mehr dazu unter „Individuelle Einstellung“).
Name Verwendung Laufzeit
privacylayer Statusvereinbarung Cookie-Hinweis 1 Jahr
cc_accessibility Kontrasteinstellungen Ende der Session
cc_attention_notice Optionale Einblendung wichtiger Informationen. 5 Minuten
Name Verwendung Laufzeit
_pk_id Matomo 13 Monate
_pk_ref Matomo 6 Monate
_pk_ses, _pk_cvar, _pk_hsr Matomo 30 Minuten

Datenschutzerklärung von Matomo: https://matomo.org/privacy/