Dann bauen wir das eben selbst!

Ronny Bernstein

Macher der Woche vom 24. Juni 2015

Ronny Bernstein ist ein Macher durch und durch – jung, aufstrebend, erfolgreich. Mit der Firma BMF GmbH, die 2007 in Grüna quasi aus dem Nichts heraus gegründet wurde, befindet sich Bernstein auf der Überholspur. Im März 2015 erhielt BMF für den, Sandstrahl-Automaten TWISTER, den er gemeinsam mit dem Steinbeis-Transfernzetrum entwickelt hat, den Bundes-Innovationspreis.


Sie sind ein junger und erfolgreicher Unternehmer, das muss man erst mal schaffen. Haben Sie sich das als Kind erträumt, ihr eigener Chef zu sein?
Ronny Bernstein:
Nein, das habe ich nicht. Als ich sechs Jahre alt war, bin ich zu unserem Tischler hier in der Nachbarschaft gegangen und habe ihm gesagt, dass ich nach der Schule bei ihm arbeiten werde. Ich wollte schon immer etwas Praktisches machen. Von einem eigenen Unternehmen oder mein eigener Chef zu sein, davon habe ich nicht geträumt. Ich sehe mich auch gar nicht so, wie das Andere von außerhalb vielleicht tun. Uns gibt es jetzt seit acht Jahren. Es waren acht erfolgreiche Jahre. Wir sind in dieser Zeit personell und betrieblich gewachsen. 

War das Unternehmen ein Lebenstraum?
Ich habe nicht mein Leben lang davon geträumt, eine eigene Firma zu gründen. Das war damals eher aus der Situation heraus. Wir hatten gutes Potential in drei wichtigen Bereichen. Ich bin eher der Techniker, meine Frau hat sehr viel Erfahrung im Marketing und im Vertrieb und ihre Schwester übernimmt die komplette Buchhaltung. Dieses Know How haben wir gebündelt und uns dann gewagt, etwas Eigenes aufzubauen. Es war also nicht unbedingt ein Lebenstraum aber ein erstrebenswertes Ziel, mit diesen Fähigkeiten eine sinnvolle Alternative für uns zu schaffen.

Sie sind hier in einem Gebäude, in dem schon ihr Schwiegervater gearbeitet hat. Führen sie die Familientradition fort? War die Wahl hier (in Grüna) bewusst getroffen?
Das Gebäude war und ist im Familienbesitz. Seit drei Generationen wird hier Maschinenbau betrieben. Auch zu DDR Zeiten war hier ein Maschinenbau-Unternehmen. Ab 1995 wurde das Gebäude vorübergehend als Lager genutzt. 2005 haben wir ein Gebäude gesucht, das wir für unsere Zwecke nutzen können. Der Grundriss der Halle war am Anfang auch nicht optimal, aber durch einige Umbauarbeiten konnten wir die geeigneten Räume schaffen. Für den Start war das sinnvoll. Das Ziel war es, auf alle Fälle in Grüna zu bleiben.

Durch den Standort hat Bernstein mit der Firma für die Kunden etwas Besonderes geschaffen. Viele kommen zur BMF GmbH, weil die Atmosphäre speziell ist. BMF ist eine sehr junge Firma mit jungen Mitarbeitern. Diese Dynamik können auch die Kunden spüren und wissen genau das zu schätzen. Bernstein weiß, dass die Anonymität in einem Gewerbegebiet nicht immer von Vorteil ist. Gerade, wenn es um Kundennähe, Schnelligkeit und Flexibilität geht.

Was macht Ihre Firma eigentlich?
In erster Linie fertigen wir hier Prototypen und Einzelteile. Alles, was aus Kunststoff und Metallen hergestellt werden kann, machen wir hier in der Produktion. Parallel dazu betreiben wir auch viel Forschung und Entwicklung. Das heißt wir arbeiten immer an eigenen Ideen, versuchen eigene Maschinen zu entwickeln, neue Anlagen zu bauen.

Sie fertigen hier also keine Massenware, sondern Kleinstauflagen?
Wir fertigen ab Stückzahl eins und versuchen Nischen abzudecken, die Großbetriebe nicht so einfach realisieren können. In der Regel geht dort die Produktion ab einer deutlich höheren Stückzahl los. Aber es gibt eben viele Kunden, die nur Einzelteile brauchen. Gerade hier in der Region haben wir da einen großen Bedarf, zum Beispiel im Sondermaschinenbau oder im Automobilbau. Da braucht man eben vorerst zehn oder 15 Teile, um die Funktion zu prüfen. Genau das war das Ziel, mit dem wir uns damals selbständig gemacht haben.

Mit Ihrem neuartigen Sandstrahl-Automaten TWISTER haben Sie den Bundes-Innovationspreis gewonnen. Wie kam es zu der Idee für diese Entwicklung?
Den Automaten haben wir ursprünglich für den Eigenbedarf entwickelt. Damals haben wir unsere gefertigten Teile einer Dienstleistungsfirma gegeben, die dann die Oberfläche der Teile bearbeiten sollte. Das wurde in Handarbeit gemacht. Dadurch entstanden aber Qualitätsschwankungen, was zu Problemen mit unseren Kunden führte. Also wollten wir diesen Prozess zu uns ins Haus holen und haben dann gemerkt, dass es derzeit keine Technik gibt, die diese Aufgabe realisiert. Somit haben wir uns entschlossen, eine eigene Anlage zu entwickeln. Es war uns damals nicht bewusst, dass wir damit eine völlig neue Technologie auf den Markt bringen.

Der Sandstrahl-Automat TWISTER wurde im Rahmen eines zweijährigen Forschungsprojektes in Zusammenarbeit mit dem Steinbeis-Transferzentrum Antriebs- und Handhabungstechnik entwickelt. Danach hat BMF noch zwei Jahre Arbeit investiert, um die Anlage serienreif zu machen. Bernstein sagt, dass das typisch sächsisch ist. Wenn man etwas braucht, was es nicht gibt, dann baut man sich das eben selbst.

Wie erfolgreich ist der TWISTER?
Wir sind im Gespräch mit mehreren Neukunden. Im Moment verkaufen wir jeden Monat eine Anlage. Seit November letzten Jahres sind wir offiziell lieferfähig. Bis dahin haben wir neben mehreren Messeauftritten auch zwei Anlagen in der Region installiert, damit die Firmen den Automaten in der Praxis testen konnten. Wir haben schon einen TWISTER in der Schweiz stehen, auch regional gibt es einige Firmen mit dieser Anlage. Wir gehen davon aus, dass wir dieses Jahr 20 Anlagen verkaufen können und bis 2017 50 Anlagen am Markt haben. 

Wie sieht für Sie die Zukunft aus? Haben Sie Pläne?
Im Moment planen wir eine Erweiterung. Wir wollen hier gern Platz schaffen, um unsere Produktions- und Montagefläche hier am Standort zu zentralisieren. Damit können wir unsere Wege verkürzen. Wir wollen ein gesundes Wachstum generieren und mittel- und langfristig Erfolg haben. Als dritten Punkt setzen wir alles daran, den TWISTER noch mehr zu etablieren und überregional weiter bekannt zu machen und abzusetzen. Auch personell wollen wir wachsen: Durch die steigende Nachfrage suchen wir dringend Zerspanungs-mechaniker und Industriemechaniker zur Unterstützung in der Mechanischen Fertigung. Wer Interesse hat, kann sich gern bei uns melden. Wir freuen uns über jede Bewerbung, die eingeht.

Sie haben hier eine erfolgreiche Firma aus dem Nichts heraus geschaffen und haben eine Weltneuheit erfunden, die auf viel Resonanz trifft.  Was ist denn das Geheimnis Ihres Erfolgs?
(überlegt) Ich denke, wir haben immer versucht, unsere Arbeit so gut wie möglich zu machen. Es ging nie in erster Linie um Profit. Wir haben viele Sachen gemeinsam gemeinsam mit unseren Kunden angepackt. Obwohl wir vorher nicht wussten, ob wir damit in Zukunft auch Geld verdienen. Heutzutage wird in vielen Bereichen erst geprüft, ob das Projekt überhaupt wirtschaftlich ist. Wir haben da eher eine Risikobereitschaft und haben einen gewissen Ehrgeiz und Pioniergeist. Bisher hatten wir noch nie einen Fall, der nicht funktioniert hat. Gemeinsam haben wir immer eine Lösung gefunden. Ein ganz großer Schlüssel des Erfolgs ist vor allem das Team, was dahinter steht.

Wie waren denn die Bedingungen hier in Chemnitz/Grüna ein Unternehmen zu gründen? Ist Chemnitz eine geeignete Stadt, um sich beruflich zu entfalten?
Seitens der Stadt Chemnitz haben wir keine Probleme bekommen. Auch bei der Erweiterung der Firma haben wir die Unterstützung der Ämter erhalten. Aus meiner Sicht ist Chemnitz definitiv der richtige Ort dafür, sich beruflich zu entfalten. Ich kann natürlich nicht für andere Leute sprechen, aber ich denke, dass gerade die Standortwahl wichtig ist. Die Tendenz geht dahin, dass Firmen immer weiter an den Stadtrand gedrängt werden. Das finde ich schade. Ich wünsche mir, dass wir uns ein kleines bisschen die Struktur von früher bewahren. Dass eben die Handwerker mitten im Ort arbeiten und leben. Damit auch unsere Kinder wieder einen Bezug zur praktischen Arbeit bekommen. Das macht doch eine Region aus und fördert den Fachkräftenachwuchs.

Auch die Zusammenarbeit mit anderen Chemnitzer Firmen macht für Bernstein den Charme aus. Dabei sollte vor allem das Miteinander stimmen. Es gehe bei einer Zusammenarbeit nicht unbedingt in erster Linie um Profit, sondern darum, sich auf den Anderen zu verlassen. Regionale Betriebe seien durchaus ein paar Euro teurer, dafür stimmen aber die Flexibilität und die Schnelligkeit.

Haben Sie die Stadtentwicklung in den letzten Jahren verfolgt? Gerade im Bereich der Start-up Unternehmen oder ähnliches?
Es gibt Entwicklungen, dass sich hier immer mehr Firmen ansiedeln. Es werden auch Firmen neu gegründet. Wobei Neugründungen trotzdem noch nicht alltäglich sind. Viele setzen sich dann lieber an eine Position eines eingesessenen Unternehmens.

Sollte man Chemnitzern, gerade jungen Chemnitzern, Mut machen hier zu bleiben?
Ja auf jeden Fall. Als Maschinenbauer muss ich jedoch sagen, dass sich die Stadt Chemnitz ihre Wurzeln besser zu Nutze machen könnte. Wir haben hier eine super Uni, viele Maschinenbaubetriebe, und sehr viele Mittelständler und Zulieferer. Für meine Begriffe sollte neben der Botschaft, „Stadt der Moderne“, auch die Chemnitzer Tradition und das Know How im Maschinenbau nach außen getragen werden. Das ist ein wesentlicher Punkt für die weitere Entwicklung der Region und den Nachwuchs hier in Chemnitz.

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