Das Hobby zum Beruf gemacht

Katharina Lehmann

Macherin der Woche vom 2. Dezember 2015

Katharina Lehmann hat ihr Hobby zum Beruf gemacht und ist seitdem Kathi Kunterbunt. Die 27-Jährige führt einen kleinen Laden mit diesem Namen in Altendorf. Samstag Vormittag ist dort Hochbetrieb. Eine Gruppe Frauen stöbert in den Regalen mit farbenfrohen Stoffen. Hier gibt es eigenkreierte Muster mit Eulen, Federn oder Igeln, verschiedenste Unifarben und auch Muster mit Feuerwehr, Füchsen oder Punkten. Knöpfe, Garn, Wolle – wer Nähmaschine oder Häkelnadel bedienen kann, ist hier richtig.


Hast Du Dich schon immer fürs Nähen und Schneidern begeistert?
Katharina Lehmann:
Ja, von klein auf. Das war schon immer mein Hobby. Meine Oma und meine Mama haben mir vieles gezeigt. Wie man beispielsweise Kissenhüllen oder kleine Taschen näht. Ich habe eine Ausbildung zur Fachhandelsassistentin in der Textilbranche gemacht und einige Jahre in der Branche gearbeitet. Der Traum von einem eigenen Stoffladen hat sich dann schnell entwickelt.

Wie hast Du diesen Traum in die Realität umgesetzt?
Ich war in dem Modeladen stellvertretende Filialleiterin und habe dort gelernt, was wichtig ist, um eine Filiale zu führen. Bei der IHK habe ich mich informiert und mich schließlich entschlossen, mich selbstständig zu machen. Ich habe ja selbst für meinen Eigenbedarf viel nach Stoffen und Bastelartikeln gesucht und gemerkt, dass es noch nicht so viele Angebote in Chemnitz gibt. Meine Idee war, die Stoffe und Artikel einzukaufen, die hier fehlen, und den Kreativen in Chemnitz etwas Besonderes zu bieten.

Wieso wolltest Du Deinen Traum in Chemnitz verwirklichen?
(lacht) Ich komme ursprünglich aus Leipzig. Für meine Ausbildung bin ich nach Chemnitz gezogen, habe hier meinen Freund kennengelernt und schnell einen Freundeskreis aufgebaut. Ich wollte gleich hier bleiben. In Chemnitz fühle ich mich wohl.

Zurück nach Leipzig war keine Option?
Ich bin der Meinung, dass Chemnitz viel schöner ist als Leipzig. Ich gehe gern mal nach Leipzig zu Besuch, aber zurück zieht es mich nicht. Hier ist es ruhiger. Und natürlich war es für mich ein großer Vorteil, dass es noch nicht so viel an Stoff- und Bastelläden gab. Ich war fest davon überzeugt, dass Chemnitz so einen Laden braucht.

Selber machen ist gerade wieder schick, ob nähen oder häkeln – wie erklärst du dir diesen Trend?
Da geht es um Individualität: „Mein Kind oder ich tragen dann etwas, das nicht jeder hat!“ Und es ist auch ein gutes Gefühl, etwas selbst herzustellen – mit der Sicherheit, dass es nicht in Kinderarbeit oder unter schlechten Arbeitsbedingungen hergestellt wurde. Wir bieten auch nur Stoffe mit Bio- oder mindestens Ökotex-Standard an.

Was ist das Besondere am Angebot von Kathi Kunterbunt?
Wir haben eine große Stoffvielfalt, vor allem für Kinder. Wir achten bei unseren Stoffen sehr auf die Qualität. Und wir entwickeln auch selbst Muster, mittlerweile können wir zwölf verschiedene Motive anbieten. Ansonsten verkaufen wir natürlich auch Kurzwaren, von bunten Knöpfen bis zum Nähgarn - mittlerweile auch Nähmaschinen – sowie ein umfangreiches Wollsortiment. NäherInnen, HäklerInnen und StrickerInnen werden bei uns fündig.

Katharina Lehmann ist mit Ihrer Begeisterung fürs Nähen schon lange nicht mehr alleine. Drei Mitarbeiterinnen unterstützen sie. Besonders stolz sind sie auf die eigenen Stoffmuster, die es wirklich nur bei Kathi Kunterbunt im Laden oder online zu kaufen gibt, und bei den Kunden äußerst beliebt sind.

Wie funktioniert das Herstellen eigener Muster?
Oft kommen Kunden zu uns und fragen nach einem bestimmten Motiv. Oder wir haben selbst eine Idee, die wir umsetzen wollen. Wir beauftragen dann eine Designerin, die das Muster für und mit uns entwickelt. Das wird schließlich auf das Textil übersetzt. Von der Idee bis zu dem Tag, an dem der Stoff hier im Laden zu sehen ist, dauert es fünf bis sechs Monate.

Nähkurse bietet ihr auch noch an.
Ja, genau. Wir haben Kursgeberinnnen, die sich bei uns bewerben. Sie schreiben ihre eigenen Projekte aus und bieten einen meist ca. dreistündigen Kurs an. In dem wird beispielsweise ein Pulli oder eine Pumphose komplett fertig gestellt.  Vorher kommen die Kunden in den Laden und suchen sich die Stoffe nach dem Schnittmuster aus. Die Kurse werden sehr gut angenommen. Viele Muttis nähen hier ihre erste Hose oder ihr erstes Halstuch für ihr Kind. Sie lernen bei mir das Vertrauen zur Maschine und nähen im Anschluss fleißig weiter.

Früher war hier eine Schlecker-Filiale. Was schätzt Du an diesem Standort?
Gestartet habe ich vor drei Jahren in Bernsdorf. Dort waren wir anderthalb Jahre.  Der Laden wurde aber schnell zu klein. Durch Kundenumfragen habe ich festgestellt, dass die meisten Kunden auf dem Kaßberg wohnen. Ich habe dann auf dem Kaßberg und in der Umgebung gesucht. Der Laden hier hat genau die richtige Größe, eine schöne Lage. Gesucht. Gefunden. Es war Liebe auf den ersten Blick.

Im vergangenen Jahr wurde der Kaßberg seinem Ruf als kreatives Viertel in der Weihnachtszeit mehr als gerecht. Mit alternativen Angeboten und der einzigartigen Leidenschaft der Einzelhändler sprach sich der Einhundertmeter Weihnachtsmarkt schnell als Geheimtipp herum. Dieses Jahr soll es eine zweite Auflage geben. Am 5. und 6. Dezember wird es dann von der Kreuzung Westraße/Ecke Ulmenstraße bis zur Kreuzung Rudolf-Marek-Straße/Ecke Franz-Mehring-Straße gemütlich. In oder vor den Geschäften von „Emmas Onkel“ und „Haamit“, „Buchhandlung Lessing & Kompanie“, „Naturkost Sonnenblume“ sowie „Paisa Paisa“ haben mehr als 25 Einzelhändler ein buntes Programm und auch einige Überraschungen für Groß und Klein vorbereitet. Katharina Lehmann ist auch mit dabei. „Zum ersten Mal“, verrät sie und ist gespannt, wie ihr kleiner Stand mit Stoffen und Schnittmustern angenommen wird.  

Wie bist du im Stadtteil vernetzt?
Ich habe einen guten Draht zu den Geschäften in der näheren Nachbarschaft. Unsere Straße hält sehr gut zusammen. Ob jetzt das Tattoo-Studio, der Fleischer, der Frisör oder unsere Schneiderin nebenan. Und es wächst jetzt auch noch mehr heran.

Wie kam es dazu, dass Du einen weiteren Laden in einem anderen Stadtteil eröffnet hast?
Zurück zu den Wurzeln, könnte man sagen. In dem Laden in Bernsdorf hat alles angefangen. In dem Laden, in dem wir mit Kathi Kunterbunt gestartet sind, bieten wir jetzt Einzelstücke an. Viele haben mich gefragt, ob man nicht auch fertige Pumphosen oder Mützen bei mir kaufen kann. Im jetzigen Laden war für so eine Idee wiederum nicht genügend Platz. Aber warum nicht dort. Wir organisieren das auf Fachvermietungsbasis. Hand-made-Hersteller können sich dort einmieten, entweder mit Fächern oder Stangen und können ihre Artikel präsentieren.

Manchmal würde sich Katharina Lehmann am liebsten zerteilen. Der Start mit dem zweiten Laden kostet gerade viel Kraft, gibt sie zu. „Aber es ist genau mein Ding.“ Der kleine Laden versteckt sich in der Bernsdorfer Straße 83 und heißt „Einzelstück“. Pullover hängen an der Wand. Keramik-Vögel zieren einen Strauch. Für die Kleinsten gibt es Schnullerketten, Strampler oder Babyschuhe. Für die Muttis Portmonees, Schmuck oder Taschen.

Du bist am 14. November 2015 damit gestartet. Wie sind die ersten Reaktionen?
Sehr gut. Viele sagen: endlich gibt es jetzt auch in Chemnitz Handmade-Artikel. Dawanda zum Anfassen. Die Artikel kann man anprobieren, anfassen und muss keine Versandkosten zahlen. Bis jetzt haben wir sehr gutes Feedback.

Deine Facebook-Seite zählt 26.000 Gefälltmir-Angaben – ist Online auch ein Muss?
Das macht viel aus. Gerade um die jungen Leute anzusprechen, ist eine Facebook-Seite extrem wichtig. Viele entdecken uns über Facebook und sind dann überrascht, dass es so etwas in Chemnitz gibt und wir dem Vorurteil widersprechen, dass es in Chemnitz nichts gibt. Deutschlandweit läuft auch mein Onlineshop gut.

Hast du denn einen Lieblingsplatz in Chemnitz?
(ganz spontan) Den Schloßteich. Ich bin da gern mit meinem kleinen Hund zum Spazieren. Einfach ein wunderschönes Stück Natur mitten in der Stadt. Das ist reinste Erholung.

Muss man den Chemnitzern Mut machen?
Braucht man nicht. Meine Kunden leben gerne in Chemnitz, das höre ich oft. Ich habe bisher niemanden getroffen, der hier wegwollte. Dass es in Chemnitz schlecht ist, höre ich meisten von Leuten aus den zwei anderen sächsischen Großstädten, die die Stadt selbst nicht gut kennen.

 

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