Die Meisterschaft im Blick

Torsten Buschmann

Macher der Woche vom 24. Februar 2017

Für das Eishockey-Team der Chemnitz Crashers geht die Saison in die heiße Phase. Es geht um die Meisterschaft in der Regionalliga Ost. Noch sechs Spiele und die Chemnitzer befinden sich in Schlagdistanz zum Tabellenführer aus Niesky. Wir sprachen mit Trainer Torsten Buschmann über die Entwicklung im Chemnitzer Eishockey, die Nachwuchsarbeit im Verein, Pläne für die Zukunft und Profieishockey am Chemnitzer Küchwald.


Was habt ihr in dieser Saison noch vor? Die aktuelle Platzierung sieht ja vielversprechend aus.
Torsten Buschmann:
Wir sind aktuell Zweiter und haben ein Pünktchen Rückstand auf Niesky. Wir spielen noch zweimal gegen sie. Daher ist alles möglich. Der Titel Regionalligameister wäre schon eine Hausnummer, über den wir uns freuen würden. Dafür arbeiten wir auch hart.

Ist der Aufstieg möglich?
Ganz soweit sind wir aktuell noch nicht. Aufstieg aus der Regionalliga in die Oberliga bedeutet, dass wir von einer reinen Amateurliga in eine Profiliga wechseln. Das würde unseren Spielplan von 30 auf 60 Partien verdoppeln. Das bedeutet Spiele freitags, sonntags und gelegentlich dienstags. Das geht nicht mit Arbeitnehmern, mit Studenten und mit Schülern. Dafür brauchen wir Profis.

Was würde sich bei einem eventuellen Aufstieg neben den sportlichen Anforderungen ändern?
Bei einem Aufstieg muss der Etat aufgestockt werden – von einer aktuell kleinen sechsstelligen Zahl in den Millionenbereich. Wir wollen nicht aufsteigen und dann Letzter werden oder im Tabellenkeller mitmischen. Da kommen keine Leute mehr, weil sich niemand dafür interessiert. Wir wollen dann schon eine Mannschaft haben, die in der Oberliga um die Meisterschaft mitspielt.
Wir spielen in der Regionalliga als Verein – der ESV 03. Wenn wir in die 3. Liga aufsteigen sollten, wird das nicht über den Stammverein laufen, sondern wir müssten eine Kapitalgesellschaft gründen. Dort bräuchten wir Gesellschafter, die den Mut haben, eine Eishockeyspielbetriebsgesellschaft aufzubauen und darüber hinaus mit eigenem Geld die nächsten Schritte vorzufinanzieren.

Im Frühjahr 2014 mussten die Wild Boys, der Vorgängerverein der Crashers, Insolvenz anmelden. Über die Zeit möchte Torsten Buschmann nicht so gern sprechen. Nicht, weil ihm das unangenehm ist, sondern weil er lieber nach vorn als zurück blickt. „Wir spielen mit der jüngsten Truppe in der Regionalliga, Altersdurchschnitt Anfang 20, eine super Saison. Das zählt.“ Und doch war die Insolvenz ein ganz wichtiger Faktor für den bereits eingeschlagenen Weg der Crashers. Denn sie machten aus der Not eine Tugend und setzten ausschließlich auf junge Amateurspieler für die 1. Männermannschaft. Das Konzept ging bis jetzt auf.

Habt ihr aus den Fehlern von damals gelernt?
Klar mussten wir aus den Fehlern der Vergangenheit lernen. Wir sind ein ganz neues Team. Wir schauen, dass wir über neue Wege die Gegebenheiten so strukturieren, dass wir dann auch einen Aufstieg irgendwann nicht nur sportlich meistern.
Heißt: Wir haben mit unserem Nachwuchs einen sensationellen Unterbau. Wir haben jetzt gerade die 150er Marke bei aktiven Nachwuchs-Eishockeyspielern geknackt. Wir haben weit über 200 Mitglieder im Verein, haben mit Sportoberschule und -gymnasium sowie dem Olympiastützpunkt tolle Partner. Mit den Icefighters aus Leipzig und den Eispiraten Crimmitschau kooperieren wir und haben so die Möglichkeit, dass unsere jungen Spieler in Profiteams Spielpraxis bekommen.

Dein Ziel ist es, mit jungen Spielern ein Team zu formen, das sogar in der Oberliga mithalten könnte. Wie viele Jahre hast du dir für dieses Ziel gegeben?
Wir sind ganz nah dran. Wir haben in der Vorbereitung ausschließlich gegen Drittligisten gespielt und da gut mitgehalten.
Wir profitieren von unserer U19-Bundesligamannschaft. Die spielt auf dem Niveau, das in die dritte Liga führt. Diese Spieler bauen wir bei uns in den Regionalligakader mit ein. Dadurch, dass wir viele Spieler in dieser Nachwuchsmannschaft haben, geben wir regelmäßig zwei, drei manchmal auch vier Spielern die Chance, im Männerteam mitzumischen. Beim letzten Heimspiel waren es sogar fünf.

Höhepunkt in dieser Spielzeit waren die 1.850 Zuschauer gegen die Preussen aus Berlin. „Das war sensationell“, so Torsten Buschmann. „Wir benötigen allerdings im Schnitt 1.500 Zuschauer, damit wir ohne Bauchschmerzen Oberliga spielen können“, sagt er. Buschmann möchte  noch mehr Chemnitzer für die schnellste Sportart der Welt begeistern. Das Potential hat die Stadt. Schließlich wurde in Chemnitz bereits erste Liga gespielt. „Im Gründungsjahr der Deutschen Eishockeyliga (DEL) 1994 gab es ein Mixteam aus Weißwasser und Chemnitz. Sie nannten sich die Sachsen Füchse“, so der 41-Jährige.

Aktuell kann man sich in die 1. Liga lediglich einkaufen oder ein Team gibt seine Lizenz ab. Es gibt Bestrebungen wieder Auf- und Abstiege zuzulassen. Kann man dann irgendwann an diese eine Saison in der höchsten Klasse anknüpfen oder ist das Utopie?
Also der Standort gibt sehr viel her. Ob es für die DEL reicht, glaube ich eher nicht. Wir bräuchten auf alle Fälle eine neue Arena. Vielleicht baut man dann für mehrere der tollen Vereine, wie z.B. den NINERS, eine Multifunktionsarena. Aber das ist alles Zukunftsmusik, noch zu weit weg.

Verträgt eine Stadt wie Chemnitz mehrere höherklassige Vereine?
Klar - bei knapp 250.000 Einwohnern kann man sich das leisten. Beim Eishockey hat man mal gesagt, dass das niemanden interessiert und es nicht gelingt, mehr als 1.000 Zuschauer ins Stadion zu holen. Wir haben es dreimal hintereinander geschafft, mehr als 1.500 zu ziehen.  Ich denke da geht noch mehr. Und das schadet weder dem CFC noch den NINERS. Im Gegenteil, wir holen die Chemnitzer wieder in die Sportstätten! Davon profitieren alle.

Du hast den Nachwuchs-Verein ESV 2003 gegründet. Ihr habt, wie bereits erwähnt, eine hervorragende Nachwuchsarbeit: Einige von euch mischen im Nachwuchs in der Weltspitze mit. Wie stolz macht dich das als Trainer?
Auf jeden Fall bekomme ich da Gänsehaut (lacht). Ich glaube, wir sind in Sachsen der absolute Vorreiter und haben den Vereinen im Freistaat etwas voraus. Alles nur möglich gewesen durch die Sportoberschule bzw. das -gymnasium. Weil wir dort im Prinzip unsere Trainingspläne gestalten können und die Schule die Stundenpläne drumherum baut. In der fünften Klasse trainieren die jungen Sportler bereits 10 bis 14 Stunden in der Woche. Und am Wochenende folgen noch zwei Pflichtspiele. Da gehört ganz viel Arbeit zu, auch für uns als Trainer. Und du brauchst Eltern, die dahinter stehen und mitziehen.

Torsten Buschmann entdeckte seine Liebe für Eishockey relativ spät. „Mit 16 bin ich über das Turnen zum Eisschnelllauf und dann zum Eishockey gekommen“, berichtet er. „Weil ich gemerkt habe, für ganz oben reicht es als Spieler definitiv nicht, habe ich mich relativ früh umorientiert und BWL und Sportwissenschaften in Chemnitz studiert. Ich wollte unbedingt beim Eishockey bleiben. Meine Abschlussarbeit befasste sich mit der Integration von Eishockey in den Schulsport auf der Basis von Leistungssport. Ich habe mit Unterstützung von Herrn Kulakov von der Sportoberschule meine Magisterarbeit beendet und danach innerhalb eines Jahres das Projekt in die Tat umgesetzt und etabliert.“ Seitdem gehört Eishockey zum Profilsport an den beiden Chemnitzer Sportschulen und ist ein ganz wichtiger Eckpfeiler für die hervorragende Nachwuchsarbeit im Verein.

Wie würdest du ein unentschlossenes Kind für Eishockey begeistern?
Das würde ich mit ins Stadion nehmen, ihm Schlittschuhe anziehen und aufs Eis stellen. Glaube mir, die Zwerge, die bei uns zum Eishockey gewesen sind, eine Ausrüstung angelegt bekamen und einen Schläger in der Hand hatten, sind wieder gekommen. Getreu nach dem Motto: Wer einmal Blut geleckt hat….  Da gibt es nur ganz wenige, denen das keinen Spaß gemacht hat. Weil es einfach ein geiler Sport ist.
Wir haben mit unseren Schnupperprojekten über 100 Kinder in wenigen Wochen auf das Eis gebracht – über Kindergärten, über Grundschulen mit denen wir zusammen arbeiten.

Man könnte, auch anhand deiner Ausführung sagen: Ohne dich gäbe es kein Eishockey mehr in Chemnitz?
Nein, das kann man nicht sagen. Aber vielleicht auf einem anderen Niveau.
Es war schon immer mein Plan, Leistungssport hier zu machen. Also nicht nur Eishockey so ein bisschen spielen und trainieren, das gibt es schon ewig. Aber mit einem richtigen Konzept und einem Plan – vor allem mit Zielen – aus dem Hobby- in den Profibereich zu gehen vom Breiten- in den Leistungssport.

Was sind mittlerweile deine Aufgaben im Verein?
Gemeinsam mit Rico Kühnel und Hendrik Künzel sind wir seit April 2016 der geschäftsführende Vorstand. Zudem gehören Philip Potempa (PR) und Tobias Rentzsch (Sport) zum Vorstand. Dann bin ich noch Sportlicher Leiter. Mittlerweile gibt es mit Tobias Rentzsch noch einen Nachwuchsleiter Sport. Ich betreue die 1. Männermannschaft als Trainer, bin Nachwuchstrainer und Sportlehrer Eishockey am Sportgymnasium und an der Sportoberschule. Ich kann nicht klagen, dass ich nichts zu tun habe (lacht).

Ist Chemnitz für dich eine Sportstadt?
Die Stadt hat eine bedeutende Sportgeschichte. Ich war in meiner ehemaligen Sportschule, damals gegenüber der Markthalle, mit einigen ganz Großen zusammen in der Klasse: z.B. Mandy Wötzel. Die Stadt hat ganz viele große Namen in ihren Goldenen Büchern stehen. Aber es ist schwierig geworden. Die Zeiten sind andere. Es ist gar nicht mehr so einfach, Kinder oder die Familie für Leistungssport zu begeistern. Die heutige Zeit bietet einfach viel mehr als die damalige.
Für eine Sportstadt muss die Stadt noch mehr in ihre Sportstätten investieren – was sie jetzt auch beginnen wird mit den großen Baumaßnahmen im Sportforum. Die Bedingungen, die wir hier in Chemnitz haben, sind grundsätzlich super. Wir haben ein tolles Sportgymnasium und eine tolle Sportoberschule, ein super Internat, eine gute Uni und Ausbildungsbetriebe in allen Fachrichtungen in der Stadt, die den Sport unterstützen. Das erleben wir regelmäßig. Ich suche für meine Spieler, die mit der zehnten Klasse oder mit dem Abitur fertig sind, Betriebe, die uns unterstützen. Diese Partner gibt es mehr als ausreichend.
Die Stadt muss, wenn an alte Zeiten angeknüpft werden soll, in die soziale Infrastruktur viel mehr investieren. Wir brauchen unter anderem mehr engagierte und qualifizierte Trainer. Bei der Finanzierung des Personals und der mittlerweile sehr teuer gewordenen Sportstättennutzungsgebühren in der Stadt benötigen die Vereine viel mehr Unterstützung. Unser Verein beispielsweise zahlt weit über 40.000 Euro pro Saison. Das frisst mehr als eine Trainerstelle. Wir könnten das Geld auch sehr gut in unsere Geschäftsführung investieren.

Wo siehst du dich und den Verein 2025?
Genial wäre die zweite Bundesliga. Aber auch eine vernünftige 3. Liga wäre wünschenswert. Auf jeden Fall will ich weiterhin einen für seine sehr gute Ausbildungsarbeit bekannten Verein sehen.
Wir müssen es schaffen, regelmäßig ein Stammpublikum von 1.000 bis 1.500 Eishockeybegeisterten und zusätzliche Eventzuschauer in die Halle zu locken. Dann ist es auf alle Fälle möglich, in acht Jahren ein top Drittligastandort zu sein bzw. vielleicht sogar 2. Bundesliga in Chemnitz zu spielen. Der Standort gibt es her. Da bin ich mir sicher.

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