Schönes Handwerk zwischen Natur und Kultur

Susanne Bauer

Macherin der Woche vom 10. März 2017

Weiße Kugelvasen mit silbernen Punkten hängen von der Decke. Porzellantassen mit Knick stehen im Regal. Darunter liegen in der Auslage mit Pastelltönen bemalte Broschen, Anhänger und Ringe. Alles Unikate aus dem weißen Gold. Im idyllisch gelegenen Wasserschloss Klaffenbach hat sich Susanne Bauer ihr Porzellanstudio eingerichtet. Vor zehn Jahren öffnete sie erstmals die Türen und hat mit vielen Ideen gezeigt, was alles aus diesem Werkstoff hergestellt werden kann. Wir sprachen mit der Chemnitzer Macherin über ihre Arbeit.


Was ist das Besondere an Porzellan?
Susanne Bauer:
Es ist ein sehr schwieriges Material. Es hat ganz andere Eigenschaften als Ton. Es gilt als zickig. (lacht) Wenn man das Material im rohen Zustand falsch behandelt und es sich verformt, kommt die Verformung nach dem Brand wieder, obwohl man das gar nicht will.

Deswegen der Knick in der Tasse?
Nein. So verbeulen kann man Porzellan nicht. Das würde reißen. Ich stelle dazu eine Gussform her, die diesen Knick hat. Es ist also sehr bewusst so gestaltet.

Wie haben Sie dieses Material für sich entdeckt?
Ich wollte schon immer etwas Kreatives machen. Am liebsten Produkte herstellen und verkaufen. An den Kunsthochschulen habe ich mich umgesehen und die Porzellanwerkstatt an der Burg Giebichenstein entdeckt. Keramik-/Glasdesign ist ein kleiner, spezieller Fachbereich, der nicht so bekannt ist. Da war mir klar: Das ist es. Mir gefällt das Material. Es ist schön weiß und transluzent. Und man kann viel damit machen. Schmuck, Gefäße, Geschirr, Bilder.

Susanne Bauer hat Glas und Keramikdesign an der "Burg Giebichenstein"-Hochschule für Kunst und Design in Halle studiert. 2007 hat sie ihr eigenes Porzellanstudio gegründet. „Auf die Bürokratie, die die Selbstständigkeit mit sich bringt, hat mich das Studium aber nicht gut vorbereitet“, blickt sie zurück. Es gibt nicht viele, die sich mit dem Handwerk Porzellan selbstständig machen, weiß Susanne Bauer. Schon allein, weil es für jeden Schritt Spezialisten gibt und man sich dann entscheiden muss, ob Modelleur oder Porzellanmaler das Richtige ist. Susanne Bauer übernimmt alle Arbeitsschritte. Zweimal hat sie einen Preis des Keramikmuseums Westerwald gewonnen. Mit ihren Produkten ist sie auf Messen und Ausstellungen unterwegs. Und auch in der Galerie Weise oder in der Tourist-Information werden ihre Produkte angeboten.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen im Wasserschloss Klaffenbach ein eigenes Porzellanstudio zu eröffnen?
Ich komme aus Chemnitz, war gerade mit dem Studium fertig. Der Raum hier war frei. Und so hat es sich wunderbar gefügt. Das Konzept, dass sich hier Werkstätten ansiedeln sollen, hat perfekt zu dem gepasst, was ich machen wollte. Mit den Schwerpunkten Handwerk und Design konnte ich mich gut identifizieren. Es ist ein tolles Ambiente, eine schöne Umgebung. Ich fühle mich hier einfach wohl!

Das Wasserschloss Klaffenbach liegt am Stadtrand. Eine gute Lage für ein Atelier?
Super. Natur und Kultur ist hier eng verbunden. Hier ist eine hohe Aufenthaltsqualität. Man kann spazieren in der Natur. Gerade am Wochenende nutzen auch viele das Wasserschloss Klaffenbach für einen Ausflug. Und die Ausstellungen im Wasserschloss sind auch immer wieder sehenswert. In der Woche ist es ruhiger. Und das brauche ich auch, um die ganzen Dinge herzustellen.

Was macht für Sie ein gutes Design aus?
Es müssen die Proportionen stimmen. Und die Oberflächengestaltung muss stimmig sein. Ich lasse auch gern Zwischenstände stehen. Auch das Rohe, Unbehandelte entfaltet eine große Wirkung und entwickelt sich zu etwas Eigenem.

Ihr Lieblingsstück, eine weiße Schale mit schwarzen und roten Flecken im Inneren, hat markante Rillen an der Außenseite. „So sieht es aus, wenn man es noch nicht ganz fertig bearbeitet hat.“ Tassen, die aussehen wie Dosen, tragen mit Absicht noch eine Naht. „Am Anfang habe ich diese Gießnaht weggeschliffen. Mittlerweile lasse ich sie stehen, weil es richtig wie eine Konservendose aussieht“, erzählt Susanne Bauer. Ihre neueste Entwicklung sind Broschen mit kleinen Löchern, die mit Seidenfäden bestickt sind. „Daran habe ich lange gegrübelt“, gibt sie zu. Und auch ein ganzes Geschirrservice gibt es von ihr mit abstrakter Malerei. „Hier gefallen mir die schönen Hell- und Dunkel-Kontraste.“

Wie beginnen Sie Ihre Arbeit?
Ich sammle erst einmal Ideen und dann beginne ich, sie auszuarbeiten. Erst Skizzen, dann folgen Gipsmodelle. Das Gipsmodell drechsle ich auf einer Scheibe oder schnitze es ganz von Hand.

Und wie geht es dann weiter?
Porzellan wird nicht wie Ton auf der Töpferscheibe gedreht. Das könnte man zwar auch machen, aber das ist sehr schwierig. Ich nutze ein Gießverfahren, denn das Gießen wird den Eigenschaften des Materials am besten gerecht. Dazu erstelle ich nach dem Gipsmodell eine Gießform. Der Guss muss dann trocknen. Dann wird noch gebrannt, glasiert und verziert.

Findet sich auch die Stadt Chemnitz in Ihren Werkstücken wieder?
Das möchte ich gerne. Ich mache mir gerade Gedanken darüber, welche Produkte ich für Chemnitz entwerfen könnte.

Wie erleben Sie die Stadt?
Es passiert was. Manchmal muss man etwas mehr hinschauen als vielleicht in anderen Städten. Es gibt aber viel zu entdecken, gerade im kulturellen, künstlerischen Bereich, was mich so interessiert. Die Begehungen im Sommer, die kleinen Galerien, die Kunstmuseen oder alternative Kinos, wie das Metropole oder das Clubkino, sind wichtige Bezugspunkte.

Sind Sie Einzelkämpferin?
Ja. Ich bin Einzelkämpferin. Aber das ist jeder, der in der Branche arbeitet. Gleichzeitig tausche ich mich natürlich mit Kollegen aus, wir treffen uns zu Stammtischen. Es gibt auch im November den Werkkunstmarkt, auf dem der Bereich Porzellan gut vertreten ist und wir uns regelmäßig alle wiedersehen.

Haben Sie Ziele für 2025?
Ich möchte viele neue Entwürfe erstellen. Ich habe noch viele Ideen im Kopf. Die Skizzenbücher füllen sich schneller, als ich die Sachen umsetzen kann. Ich möchte einfach noch viel ausprobieren.

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