Die Welt der Modelleisenbahn

Gunther Nitzsche, Manfred Schmalz & Dieter Schreiter

Macher der Woche vom 23. Februar 2018

Mit dem Enkelkind auf dem Schoß zu Weihnachten die Modelleisenbahn durch Berglandschaften Kreise fahren lassen: Das ist der Traum vieler Modelleisenbahnbauer. Manfred Schmalz, Dieter Schreiter und Gunther Nitzsche sind passionierte Modelleisenbahner beim Arbeitskreis Modelleisenbahn Chemnitz e. V. Bei der diesjährigen Winterausstellung können am kommenden Wochenende detailgenaue Miniaturwelten im Solaris Technologie- und Gewerbepark 82 an der Neefestraße bestaunt werden. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, ihre Leidenschaft an die nächsten Generationen weiterzugeben. Wie sie das umsetzen wollen und was die Faszination Modelleisenbahnbau ausmacht, erzählen sie in unserem Macher-der-Woche-Interview.


Was fasziniert Sie am Modelleisenbahnbau?
Manfred Schmalz:
 Ich habe von meinem Vater eine Blecheisenbahn vererbt bekommen. Das hat mich begeistert, bis heute. Die Gestaltung und der Bau der Strecken und Landschaften, ist die Erfüllung für mich. Es ist wie ein Virus, der einen befällt. Modelleisenbahner ein Leben lang!
Gunther Nitzsche: Es war doch so: Was wollte ein Junge vor 30 oder 40 Jahren werden? Lokomotivführer oder Feuerwehrmann. Zudem war es so, dass damals jedes Kind zu Weihnachten gerne eine Eisenbahn aufgebaut hat. Man hat das dann als Hobby über Jahrzehnte beibehalten, und dann hat man Gleichgesinnte gefunden und sich zu einem Club zusammengeschlossen.

Inwieweit können Sie mit Ihren Modellen die Geschichte der Stadt wiedergeben?
Manfred Schmalz: Es gibt beim Modelleisenbahnbau verschiedene Epochen, die die Modelle der Zeit darstellen. Es kommt auf den Modelleisenbahner an, wie verbissen er es sieht. Wenn man Fahrzeuge aus früheren Epochen zeigt, muss man die Umgebung auch anpassen, es können dann zum Beispiel keine Trabants oder Mercedes-Modelle auf den Straßen fahren, sondern nur Pferdewagen.
Dieter Schreiter: Wir sehen das nicht so eng. Bei uns kann ein modernes Auto auftauchen und trotzdem fährt ein Modell der Saxonia über unsere Schienen. (Anmerk. der Red.: Die Saxonia war die erste in Deutschland gebaute funktionsfähige Lokomotive.)
Gunther Nitzsche: Zu unseren Ausstellungen legen wir uns immer ein bestimmtes Thema auf. Bei der aktuellen Ausstellung, die ab morgen beginnt, dreht sich alles um das 875-jährige Stadtjubiläum. Es wird Zugparaden geben, bei denen Züge aus verschiedenen Zeitepochen zu sehen sind.

Die Ausstellung ist am kommenden Wochenende, dem 24. und 25. Februar und am Wochenende des 3. und 4. März jeweils von 10 bis 17 Uhr zu besichtigen. Die Besucher erwartet im Klinkerbau an der Neefestraße 82 eine kleine Welt aus markanten Chemnitzer Gebäuden, romantischen Berglandschaften und verschiedenen Eisenbahnmodellen. Mit viel Herzblut basteln und bauen die 30 Vereinsmitglieder lange im Voraus, um zweimal im Jahr ihre Arbeit in einer Ausstellung zu präsentieren. Die kommende Herbstausstellung steht ganz im Zeichen von Richard Hartmann. „Wir wollen aber auch mal unsere kleine Welt verlassen“, betont Gunther Nietzsche. Bei der nächsten Modellbahnmesse in Chemnitz wollen die Modellbahnbauer mit einer eigenen Anlage dabei sein und zeigen, was sie machen.

Gelingt es, neue Generationen für den Arbeitskreis anzusprechen?
Gunther Nitzsche:
 Es ist schwierig in Zeiten von Handys und Internet, die Jüngeren dafür zu begeistern. Man muss schon mit der Zeit gehen. Die heutige Generation kennt ja eigentlich fast nur noch ICE-Züge. Sie haben kaum mehr einen Bezug zu einer Dampflok. Daher zeigt man auch ab und zu mal moderne Modelle. Jüngere Leute können sich auch eher dafür begeistern, wenn sie die Modelleisenbahn schon aus dem Familien- oder Bekanntenkreis kennen.
Dieter Schreiter: Es ist ja auch verständlich, wenn man zu Dampfloks keinen Bezug mehr hat. Bei einem ICE-Modell drücken sich die Kinder die Nase an der Scheibe platt. Man muss bei Kindern schon im frühen Alter anfangen, sie versuchen zu begeistern. Ich habe meinen Enkel schon früh zusehen und ausprobieren lassen, ihm einfach viel erklärt. Von alleine kommt man schwer an das Hobby ran, zumal es auch kostspielig ist. Aber die Hersteller gehen mit und bauen zum Beispiel Modelle, die robuster sind, damit auch Kinder die mal getrost in die Hand nehmen können, ohne dass gleich etwas kaputt geht.
Manfred Schmalz: Man muss Kinder vor allem auch damit spielen lassen. Eine Lok ein paar Runden im Kreis fahren zu lassen, fasziniert ein Kind nur kurz. Es muss etwas anfassen und ausprobieren können.

Modelleisenbahnbau und Modernisierung. Schließt sich das aus?
Manfred Schmalz: Nein, es wird da viel ausprobiert, vor allem von den Herstellern. Es gibt zum Beispiel schon Apps, über die man Modelleisenbahnen steuern kann.
Dieter Schreiter: Das ist auch wichtig, denn Kinder spielen heutzutage gerne mit ihren Handys und wenn man dann beides vereinen kann, ist das eine gute Sache. Man kann auch mit Programmen eigene Strecken und Landschaften am Computer kreieren.
Manfred Schmalz: Es gibt ja heutzutage auch voll automatisierte Strecken, die nur durch einen Computer gesteuert werden können. Wir wollen auch zum Beispiel durch eine Modulbauweise, Väter mit ihren Kindern oder Jugendliche mehr ansprechen, indem sie Teilabschnitte frei gestalten können und die anschließend aneinander gesteckt werden. So wirkt nicht mehr alles so starr beim Modell.

Worauf legen Sie in Ihrem Verein das Hauptaugenmerk?
Gunther Nitzsche: Wir sammeln nicht nur Eisenbahnmodelle, sondern bauen Gebäude nach und kreieren fiktive Landschaften. Wir zeigen Auszüge aus der Region Sachsen, haben aber auch Teile aus den Alpen oder dem Harz. Für eine Zahnradbahn ist Chemnitz nicht geeignet, deswegen greifen wir auch auf Landschaften aus dem Alpenland zurück. Um Chemnitz komplett zu rekonstruieren, braucht man aber viel mehr Platz. Deswegen haben wir uns auf markante Bauwerke, wie die Burg Rabenstein, den Roten Turm oder das Bahnhofsgebäude in Chemnitz konzentriert.

Was ist das Besondere an Ihren Modellen? Worauf sind Sie am meisten stolz?
Manfred Schmalz: Wir fahren noch alles analog, das heißt, wir betreiben alles mit der Hand, nichts wird mit dem Computer gesteuert.
Dieter Schreiter: Bei uns fahren die Züge zum Beispiel mit angelegtem Stromabnehmer. Bei den meisten Modelleisenbahnanlagen ist der Strombügel flach liegend auf dem Dach der Lokomotive oder hört kurz vor der Oberleitung auf. Es sieht bei uns besonders realistisch aus. Das ist unser Ehrgeiz.
Gunther Nitzsche: Man kann sich ja quasi alles kaufen. Wir stellen aber zum Beispiel immer öfter unsere eigenen Bäume her. Die Industriemodelle sehen immer gleich aus, unsere sind alle verschieden.

Chemnitz bewirbt sich als Europäische Kulturhauptstadt 2025. Was wünschen Sie sich bis dahin für die Stadt?
Gunther Nitzsche: Man sollte das Kulturangebot, das es in Chemnitz gibt, mehr nach außen tragen. Dazu gehört auch, dass wir besser erreichbar sind. Dass wir das Tor zum Erzgebirge sind, sollten wir wieder mehr betonen. Chemnitz als Winterland wäre ein guter Slogan.
Dieter Schreiter: Nicht nur als Eisenbahner muss ich sagen, dass wir mal einen ordentlichen Fernverkehrsanschluss hier brauchen. Es hat sich schon allerhand in der Stadt getan. Vor allem das Stadtbild hat sich schon sehr positiv entwickelt.
Manfred Schmalz: Das Viadukt muss erhalten bleiben und in Ordnung gebracht werden! Aber ansonsten ist die Stadt kulturell schon gut aufgestellt.

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