Industrie zum Anfassen

Katrin Hoffmann

Macherin der Woche vom 11. Mai 2018

Am kommenden Mittwoch, dem 16. Mai, findet an der Technischen Universität Chemnitz der Tag der Industrie und Wissenschaft statt. Beim Treffen von Unternehmern, Wissenschaftlern und Studierenden sollen dem Nachwuchs Perspektiven in der sächsischen Industrie aufgezeigt werden. Die Geschäftsführerin des Industrievereins Sachsens 1828 e. V., Katrin Hoffmann, hat nicht nur diese Veranstaltung mit auf die Beine gestellt. Auch die kürzlich stattgefundene Maker Faire Sachsen bot einen bunten Mix aus Kreativität und Unternehmertum. Die studierte Kommunikationswissenschaftlerin brach vor 14 Jahren ihre Zelte in Santiago de Chile ab, um im Industrieverein Sachsen, mit Sitz in Chemnitz, mitzuwirken. Was Chemnitz so reizvoll für Unternehmen und Start-ups macht, erzählt sie uns im Macher-der-Woche-Interview.


Als Mitveranstalter der Maker-Faire Sachsen – wie ist Ihr Resümee der vergangenen Maker Faire Sachsen?
Katrin Hoffmann:
Es war eine sehr erfolgreiche Veranstaltung, die wir bereits zum zweiten Mal gemeinsam mit dem Verein Kreatives Chemnitz, der CWE und der C³ Veranstaltungszentren durchgeführt haben. Nächstes Jahr, am 23. Und 24. März, wird die Maker Faire Sachsen wieder stattfinden. Chemnitz bietet sich da besonders gut an. Es gibt zum einen eine gute Gründerlandschaft, viele Bastler und Tüftler sind hier, zum anderen haben wir auch eine aktive Industrie, die sich sehr mit einbringt. So haben wir uns in Chemnitz ein Alleinstellungsmerkmal erarbeitet. Die Maker Faires finden weltweit statt und wir sind auf einem guten Weg die Veranstaltung als feste Größe in Chemnitz zu etablieren.

Warum ist das Milieu für Maker in Chemnitz besonders gut?
Historisch betrachtet war Chemnitz schon immer eine Stadt, die viele Innovationen hervorgebracht hat und in der viele Kreative ansässig waren. Diese Entwicklung hat sich bis in die Gegenwart fortgesetzt.

Welche Idee oder welches Projekt ist Ihnen im Gedächtnis geblieben?
Zum Beispiel gab es eine Hydraulikfirma, die eine Rohrbiegemaschine vorgestellt hat. Das ist eine große Maschine, mit der man Rohre biegen kann. Auf spielerische Weise konnten sich dann Kinder und Erwachsene einen eigenen Kleiderbügel biegen und mit nach Hause nehmen. Man konnte dort selber Hand anlegen. Die Kinder mussten alles alleine einstellen, um ihren eigenen Bügel zu produzieren. Genau das wollen wir erreichen: Kinder und Jugendliche sollen, bevor sie über ihren Berufswunsch nachdenken, schon mal mit Technik, Wissenschaft und Handwerk in Berührung kommen und vielleicht ihre Begeisterung dafür entdecken. Gerade auch für Mädchen ist ganz wichtig, dass keine Scheu vor Technik aufgebaut wird.

Welche Trends zeichneten sich bei der Maker Faire Sachsen ab?
Wir hatten verschiedene Sparten vor Ort vertreten. Auf der einen Seite gab es natürlich viele Angebote im Bereich 3D-Druck,Robotik und Sensorik. Auf der anderen Seite präsentierte die Chemnitzer Handwerkskammer das Hobeln, um den Ursprung des Handwerks wieder aufzuzeigen. Die Prämisse war vor allem, alles erlebbar zu machen.

Eine Kooperation des Tüftlers Conrad Koczielski mit dem Elektrounternehmen WIR Elektronik brachte ein Pegelmessgerät für Flüsse auf den Weg. Wie wirken Sie als Industrieverein bei solchen Kooperationen mit?
Durch die Maker Faire entstehen solche Verbindungen oft von alleine, indem die Leute aufeinander zugehen und sich vernetzen. Wir vermitteln Ansprechpartner und fördern Netzwerke. Darüber hinaus wollen wir als Industrieverein den Nachwuchs fördern und den Fachkräftebedarf unserer Mitgliedsunternehmen sichern. Da ist zum Beispiel die Maker Faire ein wunderbares Format, um einerseits Kinder und Jugendliche für Technik zu begeistern und andererseits die Kultur- und Kreativwirtschaft mit den lokalen Industrieunternehmen zu verbinden.

Am Tag der Industrie und Wissenschaft, am 16. Mai, werden ja genau diese Kooperationen gefördert. Welches Ziel verfolgen Sie mit der Veranstaltung?
Im Gegensatz zur Maker Faire wollen wir beim Tag der Industrie und Wissenschaft vor allem den akademischen Nachwuchs fördern. Wir gehen dort direkt ins universitäre Umfeld, um einen engen Kontakt aufzubauen. Wir verleihen im Rahmen der abendlichen Festveranstaltung unter anderem zehn Deutschlandstipendien. Diese beinhalten nicht nur eine finanzielle Förderung, sondern auch den Zugang  in unser Netzwerk. So haben die Stipendiaten die Möglichkeit, Geschäftsführer und Vorstände  persönlich kennenzulernen. Außerdem wird an dem Tag zeitgleich in der Orangerie der TU Chemnitz die Firmenkontaktmesse TUConnect stattfinden. Firmen aus Mitteldeutschland bieten dort Jobs und Beratung an. Wir als Industrieverein Sachsen werden von 11 bis 13 Uhr auch noch ein Speed Dating anbieten: Studenten und Unternehmer unterhalten sich drei Minuten, um sich kennen zulernen und einen ersten Kontakt aufzubauen. Vielleicht ergibt sich dort für den einen oder anderen Studenten sogar der Berufseinstieg.

Bei der abendlichen Festveranstaltung werden Sie den Preisträger des diesjährigen Förderpreises „Richard Hartmann“ bekanntgeben. Verraten Sie schon etwas über den Preisträger oder die Preisträgerin?
Der Preis wird seit  14 Jahren verliehen und ist mit 5000 € dotiert. Ausgezeichnet wird eine wissenschaftliche Leistung, die in einen sehr großen praktischen Bezug aufweist. Am besten ist es, wenn die wissenschaftlichen Ergebnisse bereits in die Praxis übertragen wurden und einen großen Neuheitsgrad aufweisen. Wir haben schon einen Preisträger ausgewählt, aber ich verrate nicht wen. So viel kann man aber sagen: es eine Arbeit, die einen sehr starken Praxisbezug aufweist, woraus sich sogar schon eine neues Unternehmen entwickelt hat.

Wie schätzen Sie aktuell das Verhältnis zwischen Industrie und Wissenschaft in Chemnitz?
Die Zusammenarbeit zwischen der Industrie und den Universitäten und Hochschulen funktioniert in Sachsen generell sehr gut. Auch in Chemnitz gibt es zahlreiche Kooperationen und Forschungsprojekte der Uni mit Industrieunternehmen. Zudem profitiert die sächsische Wirtschaft von den vielen Start-ups, die sich vordergründig aus dem universitären Bereich heraus entwickeln. Die Vernetzung von jungen und etablierten Firmen ist uns daher besonders wichtig: etablierte Firmen sehen, was auf dem Markt an Innovativem passiert, junge Firmen können die Erfahrung und Beratung der „Älteren“ für sich nutzen. Das Ziel ist es schließlich, dass aus jungen Gründerfirmen, etablierte Unternehmen entstehen, die ortsansässig sind und bleiben. Die treibende Kraft muss selbst aus der Stadt heraus kommen.

Chemnitz hat für die Start-up Szene eine geeignete Größe: es gibt die bekannten Vorteile einer Großstadt, wie beispielsweise eine ausgebaute Infrastruktur, aber gleichzeitig bringt die Stadt nur wenige Nachteile einer Großstadt mit sich. Da sind zum Beispiel die kurzen Wege - sowohl räumlich als auch inhaltlich. Die Stadt bietet zudem auch noch sehr viel Raum für Neues. „Gute Voraussetzungen für Gründungswillige“, meint Katrin Hoffmann. „Mit dem Smart System Campus haben wir ein gutes Beispiel. Die jungen Unternehmen profitieren von der unmittelbaren Nähe zur Universität und den Fraunhofer-Instituten.“ Industrie zum Anfassen. Trotz aller Digitalisierung und Social Media Möglichkeiten, ist die direkte Kommunikation immer noch sehr wichtig. Nicht verwunderlich ist daher Katrin Hoffmanns Wunsch für die Zukunft der Chemnitzer Industrie.

Chemnitz bewirbt sich als Europäische Kulturhauptstadt 2025. Was wünschen Sie sich bis dahin?
Sehr gut für Chemnitz wäre ein Science-Park in der Innenstadt, der es vielen Leuten ermöglicht, gemeinsam zu arbeiten. Eine Art Fab Lab im großen Stil. Ein Raum mit verschiedensten Maschinen und Geräten, die sich nicht jeder selbst anschafft, die aber gemeinsam genutzt werden können, um vielleicht Prototypen herzustellen, neue Technologien auszuprobieren und daraus neue Produkte zu entwickeln. Kreative, Ingenieure und Künstler können so aufeinandertreffen und gemeinsam wirken. So kann eine produktive Verbindung zwischen Kunst, Kreativwirtschaft und Industrieentstehen. Das würde Chemnitz gut zu Gesicht stehen.

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