Kinder bauen ihr eigenes Chemnitz

Jörg Theile & Ulrich Hertel

Macher der Woche vom 29. Juni 2018

Am kommenden Montag starten die schulpflichtigen Kinder in ihre wohlverdienten Sommerferien. Bis zum 10. August heißt es dann: ausspannen, erholen, reisen, den Schulalltag vergessen. Ein Tipp für alle 6 bis 16-Jährigen für die Sommerferien ist ein Besuch im Schullandheim im Küchwald. Dort plant der Verein „Auxilium“ mit tatkräftiger Unterstützung der Kids eine Kinderstadt. Was dahinter steckt, verraten uns der Vereinsvorsitzende Ulrich Hertel und der stellvertretende Vereinsvorsitzende Jörg Theile im Macher-der-Woche-Interview.


Können Sie beschreiben, was die Kinder bei Ihnen erwartet bzw. um was es bei dem Projekt geht?
Ulrich Hertel:
 Es geht darum, den Kindern das Museum als Erlebnisfeld nahezubringen und gleichzeitig einen Einblick in das Handwerk zu geben. Sie sollen lernen bzw. erleben, wie man Dinge mit den eigenen Händen schaffen kann, wie man sich ausprobieren muss, bevor Dinge funktionieren und das Ganze gepaart mit der Schaffung von Strukturen. Sowohl im sich selber Verwalten, im Handeln, als auch im sich Schützen, im Sinne von Schutz einer Stadt, einer Kommune, einer Siedlung. Das sind so die Hauptinhalte. Gestartet wird bei den Anfängen von Chemnitz, also mit dem Kloster. Eine sehr spannende Geschichte, auf die wir uns freuen.
Jörg Theile: Die Kinder sollen nachvollziehen können, was es überhaupt heißt, eine Stadt zu gründen und letztendlich auch zu verwalten. Es soll tatsächlich ihr Projekt werden und wir werden uns dort in der Zeit, in der das Projekt durchgeführt wird, zu fast 100 Prozent auf den Einfallsreichtum und den Einfühlbereich der Kinder und Jugendlichen verlassen. Der Kreativität sind quasi fast keine Grenzen gesetzt.

Wie oft fand dieses Projekt bisher statt?
Ulrich Hertel:
 Es ist die Premiere für uns.

Sie lassen sich also überraschen, wie die Resonanz ist oder haben Sie schon ein Feedback?
Ulrich Hertel: 
Das ist nicht die einzige bevorstehende Überraschung für uns. Das Feedback, das wir bis jetzt für unsere Planungen bekommen haben, ist erstmal sehr gut. Wir werden uns im Hinblick, wie es um die Kreativität der Kinder bzw. die Mitmachbereitschaft der Kinder gestellt ist, überraschen lassen.

Bekommen die Kinder täglich eine Auswertung von Ihnen? Oder gibt es kein richtig oder falsch?
Ulrich Hertel: Es gibt wenig „Falsches“ und viel „Richtiges“. In Bezug auf die tägliche Auswertung wird es so, dass wir es nicht am Ende des Tages machen, sondern eher am Anfang des Tages als Rückblick und gleichzeitig als Ausblick. Wir planen schon ein morgendliches Begrüßungsritual, zu dem wir alle zusammenkommen, wo grob Aufgaben vorgestellt werden, für die sich die Kinder selbst einteilen können und müssen.

Wo können die Kids sich melden, wenn sie Lust haben mitzumachen.
Jörg Theile: Entweder über unsere Homepage www.auxilium-chemnitz.de oder www.kinderstadt-chemnitz.de oder einfach direkt ins Schullandheim kommen und mitmachen.

Man kann auch spontan zwischendrin einsteigen und muss nicht von Anfang an dabei sein?
Ulrich Hertel: Genau. Wir können doch nicht Kreativität fördern wollen und dann strickte Angaben der Anwesenheit machen. Das soll schon ein bisschen eigenverantwortlich laufen. Die Kinder müssen daran Interesse haben und wer Interesse hat, der kommt dann auch.

Ansonsten müssen die Kinder nichts mitbringen außer Interesse?
Ulrich Hertel:
 Was zum Frühstück und etwas Geld für das Mittagessen. Der Eintritt ist bei uns frei.

Finanziert wird das Ganze über den Europäischen Sozialfonds und über Sponsoren. „Wir haben noch eine Crowdfunding Kampagne bei der Volksbank Chemnitz, der Link ist auf der Homepage zu finden. Da geht es darum, Eigenkapital über Spenden zu akquirieren“, erzählt Ulrich Hertel. „Wir sind dankbar für jeden Euro. Denn Kultur kostet einfach Geld.“ Als Gegenleistung wird man bei einem entsprechenden Betrag zum Ehrenbürger der Kinderstadt ernannt. Neben Teilnehmern für die Kinderstadt werden auch noch Interessenten gesucht, die eine Betreuungstätigkeit vor Ort übernehmen können und wollen. Sie können sich direkt an den Verein wenden: auxilium.chemnitz@gmx.de

Wie kommt man eigentlich auf die Idee, eine Kinderstadt zu gründen?
Jörg Theile:
 Die eigentliche Idee war, Inhalte des Schlossbergmuseums lebendiger für Kinder und Jugendliche zu gestalten. Dann haben wir uns dort entsprechend umgeschaut und sind relativ schnell auf den Bereich der Kinderstadt gekommen. Dies wurde 1979 in München das erste Mal entsprechend durchgeführt.

Haben die Kinder Nachholbedarf in lokaler Geschichte? 
Ulrich Hertel:
Es ist natürlich naheliegend, dass man so ein Projekt erstmal in der lokalen Geschichte verortet. Ich würde das nicht daran festmachen, dass die Kinder weniger Interesse für lokale Geschichte, sondern weniger Interesse für Geschichte allgemein zeigen. Kultur und Historie sind aber einfach interessant. Das so früh wie möglich wieder in den Köpfen der Kinder zu verankern, soll auch Ziel sein.

Wie lange haben Sie daran geplant?
Ulrich Hertel:
 Zweieinhalb Jahre! Wir haben uns zusammengesetzt, alle Teilnehmer, die im Umfeld des Schlossbergmuseums tätig sind, und haben uns mal Gedanken gemacht, wie man Museum, Kultur, Geschichte wieder mehr in das Bewusstsein von Kindern und Jugendlichen rücken kann. Da sind verschiedene Ideen entstanden. Durchgesetzt hat sich letztendlich die der Kinderstadt. Als die Entscheidung gefallen war, haben wir auch nur noch an diesem Projekt gearbeitet. Das hat dann zweieinhalb Jahre gedauert, so dass wir jetzt so weit sind, dass wir erstmalig starten können. Das soll aber nicht einmalig sein. Bestenfalls soll sich schon in diesem Jahr ein kleiner Kern an Kindern herauskristallisieren, der dann mit uns, mit dem Verein zusammen, die nächstjährigen Projekte plant und umsetzt.

Die Kids können dann aktiv an der Vereinsarbeit mitwirken?
Ulrich Hertel:
 Genau.

Wie kamen Sie 2016 auf die Idee, den Verein „Auxilium“ zu gründen?
Ulrich Hertel: Wir waren einfach in unserer Ideenfindung so weit, dass der nächste Schritt, um weiter zu kommen, die Vereinsgründung war. Das war also weniger eine Idee, sondern letztendlich war die Organisationsform von vornherein klar, es wird ein Verein werden. Man braucht aber keinen Verein zu gründen, wenn man nicht weiß, warum oder zu welchem Zweck. Nachdem wir uns einig waren, dass es die Kinderstadt wird, war es dann praktisch der logische nächste Schritt.

Die Idee der Kinderstadt war also zuerst da?
Ulrich Hertel:
 Ja.

Wie viele Mitglieder hat der Verein mittlerweile?
Jörg Theile: 13 und wir arbeiten ehrenamtlich.

Gibt es schon Ideen, was neben der Kinderstadt weiter entstehen soll oder was weiter angeboten wird?
Jörg Theile: Ideen gibt es genug. Das Ganze ist von unserer Seite her letztendlich so entwickelt worden, dass wir sagen, wir sehen erstmal zu, dass wir die erste Kinderstadt erfolgreich realisieren, um dann anschließend über weitere Sachen öffentlich nachzudenken.

Ist Geschichte für Kinder schwer greifbar?
Ulrich Hertel:
 Prinzipiell ist jedes Kind an verschiedenen Dingen interessiert. Wofür sich das Interesse letztlich ausprägt, hat ja auch etwas mit dem Angebot zu tun. Und das soll Ziel sein, mit der Kinderstadt ein zusätzliches Angebot zu schaffen, was die Kinder annehmen können.

Woher kommt Ihr persönliches Interesse für Geschichte?
Ulrich Hertel:
 Mein Vater ist extrem geschichtsinteressiert. Ich bin also als Kind ständig damit in Berührung gekommen.
Jörg Theile: Ich habe mich über den Kontakt zum Schlossbergmuseum mit der Chemnitzer Geschichte beschäftigt und gemerkt, dass es wirklich eine tolle Geschichte ist. Das weckte mein Interesse und ich habe eine ganze Menge gelernt.
Ulrich Hertel: Bei mir kommt noch hinzu, dass ich in Chemnitz Geschichte studiert habe und da auch seitens meiner Professoren, namentlich Herr Prof. Pfeifer und Herr Prof. Kroll, nochmal einen extremen Schub bekommen habe. Beide waren bzw. sind natürlich mit Herzblut dabei. 

Chemnitz will in sieben Jahren Europäische Kulturhauptstadt werden. Was ist Ihre persönliche Meinung zu diesem Projekt? 
Ulrich Hertel: Wir wären glücklich, die Bewerbung mit unserem Projekt Kinderstadt tatkräftig unterstützen zu können. Das Zeug zur Europäischen Kulturhauptstadt hat Chemnitz in jedem Fall.
Jörg Theile: Wir werden durch unser Projekt alles dafür tun, um das  entsprechend mit zu unterstützen. Die Stadt hat einfach eine tolle Entwicklung genommen. Selbst wenn wir es nicht werden, allein die Bewerbung bewegt in der Stadt viel.
Ulrich Hertel: Ich denke auch, dass die Bewerbung an sich schon äußert positiv zu beurteilen ist.

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