NUMIC 2.0: "Straße gemeinsam nutzen"
Bürgerdialog zum straßenbündigen Bahnkörper am 13. Juni 2024
Geplante Streckenerweiterung in Richtung Zeisigwald und Reichenbrand
Am 13. Juni 2024 fand im Stadtbad Chemnitz im Rahmen des innovativen Forschungsprojekts „Neues urbanes Mobilitätsbewusstsein“ (NUMIC 2.0) ein erfolgreicher Bürgerdialog zum Ausbau des Chemnitzer Straßenbahnnetzes statt. Unter dem Titel „Bürgerdialog zum straßenbündigen Bahnkörper ‚Straße gemeinsam nutzen‘“ nutzten rund 100 interessierte Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit, sich über das Konzept des „straßenbündigen Bahnkörpers“ zu informieren.
In Zusammenarbeit mit der Chemnitzer Verkehrs-AG (CVAG) wurden bei der Veranstaltung das Prinzip des Oberleitungsgleises und der Planungsprozess für die Straßenbahnnetzerweiterung in Richtung Zeisigwald erläutert. Zudem bot die Veranstaltung eine Plattform für einen offenen Dialog über die Zukunft der urbanen Mobilität. Die Teilnehmenden zeigten sich durchweg aufgeschlossen und neugierig gegenüber dem neuen Konzept, das eine gemeinsame Nutzung von Straßenbahnen und anderen Verkehrsteilnehmern vorsieht.
Das Konzept des straßenbündigen Bahnkörpers verspricht eine effizientere Nutzung des öffentlichen Raums und eine verbesserte Anbindung verschiedener Stadtteile. Die Bürgerinnen und Bürger hatten die Möglichkeit, Fragen zu stellen, Anregungen einzubringen und sich mit der Stadt auszutauschen.
Das NUMIC-Team der TU Chemnitz stellte den Teilnehmenden eine 3D-Aufnahmen der geplanten Straßenbahntrasse in der Virtuellen Realität zur Verfügung, durch die sie hautnah erleben konnten, wo die Einbindung der Straßenbahn in den Stadtraum erfolgen soll. Diese innovative Technik wurde begeistert aufgenommen und veranschaulichte erste, potenzielle Veränderungen.
Die Kombination aus Bürgerbeteiligung, innovativer Technik und verschiedener Beteiligungskonzepte ermöglichte wertvolle Einblicke in die Erwartungen und Bedürfnisse der Bevölkerung in Bezug auf die Verkehrsplanung. Der Bürgerdialog verdeutlichte die Bedeutung der Mitwirkung der Chemnitzerinnen und Chemnitzer an der Gestaltung ihrer Stadt. Das große Interesse am öffentlichen Nahverkehr und die breite Zustimmung zum Konzept unterstrichen dies.
Die gesammelten Rückmeldungen und Anregungen werden nun vom NUMIC-Team sorgfältig ausgewertet, um die weitere Planung des Straßenbahnnetzausbaus und zukünftige Bürgerbeteiligungsformate optimal zu gestalten. Die frühzeitige und umfassende Einbindung der Bevölkerung trägt wesentlich zur Akzeptanz neuer Verkehrskonzepte bei und hilft, potenzielle Konflikte frühzeitig zu erkennen und zu lösen. Auch in zukünftigen Planungsphasen sind weitere Beteiligungsformate vorgesehen, um die Bürgerinnen und Bürger weiterhin aktiv in den Prozess einzubeziehen.
Fragen und Antworten aus der Informationsveranstaltung
Wie sieht generell das Radverkehrskonzept der SVC aus?
Das Radverkehrskonzept der Stadt Chemnitz zielt darauf ab, den Radverkehr in der Stadt zu fördern und auszubauen. Dazu gehören unter anderem der Bau neuer Radverkehrsanlagen, die Verbesserung der Sicherheit für Radfahrer. Weitere Infor-mationen zum Radverkehrskonzept finden Sie auf der Website der Stadt Chemnitz:
> Radverkehrskonzeption der Stadt Chemnitz
Wo werden welche Radschutzstreifen entstehen?
Bestehende Führungsformen sind Schutzstreifen oder Radfahrstreifen auf der Fahrbahn, Kombinierte Fuß- und Radwege und Radwege neben der Fahrbahn. Bei der Planung der Straßenbahntrassen werden Radfahrstreifen in beide Fahrtrichtungen vorgesehen. Radfahrstreifen dürfen regelmäßig nur durch den Radverkehr genutzt werden und stellen somit eine sichere Führungsform dar. Sie bieten aber auch hinreichend Platz, um das ausnahmsweise Befahren mit Müllfahrzeugen zu organisieren. Eine Führung des Radverkehrs auf Schutzstreifen wird nicht angestrebt.
Welche Erweiterungen des Straßenbahnnetzes sind noch geplant?
- Neubaustrecke, Leipziger Straße von Wittgensdorfer Straße bis Chemnitz-Center (im Rahmen Chemnitzer Modell) – CM4
- Neubaustrecke, Str. Der Nationen- August Bebel Str.- Thomas Mann Platz- Palmstr- Heinrich-Schütz Str.-Zeisigwald Str.
- Neubaustrecke Schönau-Guerickestraße direkt über die Zwickauer Straße nach Kirche Reichenbrand.
Wie sieht die Zeitplanung dazu aus? Wie sieht die grobe Zeitschiene aus?
- Chemnitzer Modell 4: Planung seit Ende 2020; Inbetriebnahme bis Konkordiapark/Leipziger Straße (erster Abschnitt) ab voraussichtlich 2029, Inbetriebnahme bis Borna (zweiter Abschnitt) und bis Chemnitz-Center (dritter Abschnitt) noch nicht terminiert
- Zeisigwald: Planung seit Anfang 2024, Inbetriebnahme frühestens ab voraussichtlich 2031*
- Reichenbrand: Planung voraus. ab 2025, Inbetriebnahme frühestens ab voraussichtlich 2032/33*
* = Unsicher
Welche Planungen gibt es für die Linie 1 (Strecke Guericke-Straße) und Linie 8 (Kaßberg)?
- Linie 1-Die aktuellen Planungen sehen eine deutliche Verlängerung der Straßenbahnlinie 1 vor. Ab Guerickestraße wird die Straßenbahn direkt über die Zwickauer Straße nach Reichenbrand führen. Mit dieser Maßnahme sollen gleich mehrere Ziele erreicht werden: Verbesserung der Anbindung von Siegmar und Reichenbrand, Stadtentwicklung, Barrierefreiheit und Abbau von Parallelverkehren in ÖPNV.
- Linie 8 (Kaßberg) - Ein konkreter Leinenweg ist nicht ursprünglich definiert, da das Gelände noch nicht verfügbar ist.
Wie kann die Sicherheit für Motorradfahrer gewährleistet werden?
Es wird nach verschiedenen Lösungen gesucht und Erfahrungen aus anderen Städten werden berücksichtigt, um sicherere Straßen für Motorräder zu schaffen.
Wo kann sich über die Streckenplanung informiert werden?
Informationen zur Streckenplanung der neuen Straßenbahnlinien finden Sie auf der Website der CVAG: https://www.cvag.de/. Darüber hinaus finden regelmäßig Informationsveranstaltungen statt, bei denen Sie sich über die Planung der neuen Linien informieren können. Die Termine der Informationsveranstaltungen finden Sie auf der Website der CVAG.
Werden alle Leitungen gleichzeitig erneuert? Wann werden welche Medien erneuert?
Alle Medien werden abgefragt und bei Bedarf erneuert.
Wie wird die Sachsenallee / CFC-Stadion eingebunden?
Beide Ziele werden direkt erschlossen mit eigenen Haltestellen.
Wo wird sich die Endstelle befinden?
Soll im Bereich Klinikum Bethanien eingerichtet werden.
Wie wird das Krankenhaus-Personal berücksichtigt?
Bezüglich der Erschließung des Krankenhauses durch den ÖPNV mit der Straßenbahn ergibt sich für alle Nutzenden eine große Qualitätsverbesserung. Unabhängig davon werden die gesamten Interessen und Betroffenheiten der Zeisigwaldkliniken Bethanien mit dem Klinikum direkt abgestimmt.
Wann wird die Linienführung kommuniziert? Wie sieht die Trassenführung aus?
Die Linienführung ist bereits kommuniziert, sie wird wie folgt geführt: Straße der Nationen, Thomas-Mann-Platz bis zur Zei-sigwaldstraße.
Wie wird sichergestellt, dass Krankenwagen / Taxis durchkommen? Inwiefern werden Rettungsdienste beachtet?
Rettungsdienste können den straßenbündigen Bahnkörper und die Fahrbahn befahren und somit jederzeit Vorrang kommen.
Welche Alternativen gibt es zum Straßenbündigen Bahnkörper? Welche Varianten gibt es?
Aufgrund des geringeren verfügbaren Straßenraums in Richtung Zeisigwald ist die beste verfügbare Lösung ein straßenan-gebundener Bahnkörper.
Wo, wann und wie erfolgt die Visualisierung der Streckenführung?
CVAG führt derzeit die Visualisierung durch, es soll bis Ende 2024 erfolgreich sein.
Was wird hins. Seheinschränkungsgerechte Gehwegführung unternommen?
Die CVAG plant die neuen Straßenbahnlinien barrierefrei und damit auch für Menschen mit Sehbehinderungen sicher nutzbar. Dazu gehören unter anderem:
- Taktile Leitsysteme: Leitsysteme auf dem Gehweg, die Menschen mit Sehbehinderungen die Orientierung erleichtern.
- Abgesenkte Bordsteine: Bordsteine an den Haltestellen werden abgesenkt, um Menschen mit Rollstuhl oder Rollator die Überquerung der Straße zu erleichtern.
Wann ist der geplante Zeitraum der Realisierungsphase? Wann erfolgt der Baustart?
Aus heutiger Sicht ist mit einem Baubeginn frühestens im Jahr 2029 zu rechnen. Die Bauzeit beträgt mindestens 2 Jahre und kann bei Bedarf auch verlängert werden.
Wird die Strecke noch stärker durch den Verkehr belastet?
Durch die erwartete Steigerung der ÖPNV-Nutzung würde der motorisierten Individualverkehr (MIV) sinken.
Wie sieht die geplante Reform des gesamten Liniennetzes aus? Wie soll es perspektivisch mit der Trasse weitergehen?
Eine „Reform“ des Liniennetzes bedingt den Ausbau der Straßenbahninfrastruktur, um ein Liniennetz mit echter Netzwirkung bei der Straßenbahn zu erreichen. Daher verfolgen wir den ambitionierten Ausbau des Streckennetzes, wie oben genannt. Weitere Bestandteile sind neben der Kaßbergstraßenbahn auch eine Strecke in Richtung Hilbersdorf Ebersdorf Als Teil von CM3. Inwieweit auch der Sonnenberg und weitere Stadtteile Bestandteil des Zielnetzes werden, ergeben die andauernden Netzentwicklungsuntersuchungen. In welchem zeitlichen Rahmen ein solches Netz, bestehend aus den genannten Teilstre-cken, umgesetzt werden kann, hängt auch von der Bereitstellung der finanziellen Ressourcen ab.
Sollen Quartiersbusse weiter ausgebaut werden?
Im Rahmen der Zeisigwald, Quartiersbusse sind nicht in Planung.
Sind Wendeschleifen geplant?
In Bezug auf Zeisigwald - Zwischenwendeschleifen sind vorhanden, die weitere Detailausführung der Wendemöglichkeit als Wendeschleife bzw. Kehranlage wird im Zuge der jeweiligen Streckenplanung festgelegt.
Wann erfolgt die nächste Bürgerbeteiligung dazu?
Der konkrete Termin steht noch nicht fest.
Wie und nach welchen Kriterien erfolgt die Aufteilung des Straßenraums?
Die Aufteilung des Straßenraums erfolgt nach verschiedenen Kriterien wie Aufenthaltsqualität, Verkehrsaufkommen, Ge-schwindigkeitsbeschränkungen, Art der Nutzung, ÖPNV, Radverkehr, Fußgänger, Begrünung, Parken und Barrierefreiheit. Die Planung erfolgt im Rahmen der Verkehrsplanung mit Hilfe von Straßenquerschnitten und Verkehrsmodellen.
Welche Lösungen gibt es für Individualverkehr an Haltestellen?
Eine sogenannte Zeitinsel kann eine Möglichkeit sein, um den Individualverkehr im Bereich von Haltestellen zu organisieren. Bei Zeitinseln wird der Fahrstreifen bei der Einfahrt der Straßenbahn mittels Ampel gesperrt, um den Fahrgästen eine sichere Passage in/aus der Straßenbahn zu ermöglichen. Fährt die Straßenbahn weiter, kann der Individualverkehr ebenfalls weiter fahren. Die Situation ist vergleichbar mit der des heutigen Busverkehrs.
Wie hoch ist die Förderung? Wie groß der Eigenanteil von Chemnitz?
Parallel zu den Planungen wurde ein Rahmen-Fördermittelantrag eingereicht. Die konkreten Kosten (derzeit Kostenschätzun-gen) werden im Zuge der anstehenden Entwurfsplanung ermittelt und auf Basis derer der konkrete Fördermittelantrag gestellt. Es wird von einer Förderquote von bis zu 90% der förderfähigen Kosten ausgegangen. Nicht förderfähige Kosten und Eigen-anteile sind von den jeweiligen Projektpartnern zu tragen.
Wie sehen die Pläne zur Schönauer Strecke aus?
Geplant ist die Verlängerung der Bestandsstrecke über Schönau hinaus bis zur Kirche Reichenbrand. Die grundsätzliche Machbarkeit wurde bereits nachgewiesen. Die Planungen sollen voraussichtlich im Laufe des Jahres 2025 beginnen.
Welche Wechselwirkungen gibt es mit dem Chemnitzer Modell?
Alle Liniennetzplanungen, egal ob Chemnitzer Modell oder andere Projekte, sind miteinander verknüpft und gemeinsam durch-dacht. Der Streckenabschnitt bis zum Thomas-Mann-Platz ist der erste Teil des Chemnitzer Modells (CM 3), einer Neubau-strecke Richtung Hilbersdorf | Ebersdorf und Hainchen. Ab dem Thomas-Mann-Platz wird die Straßenbahn zum Zeisigwald gebaut.
Können normale Bahnen auf der Strecke fahren? (Warum nicht)
Auf allen Strecken der CVAG im Stadtgebiet von Chemnitz können alle Straßenbahntypen der CVAG und auch die Fahrzeuge der City-Bahn verkehren, weil diese eine Straßenbahnzulassung haben. Es gibt diesbezüglich keine Einschränkungen. Dies gilt so dann auch für alle Neubaustrecken.
Warum gibt es Gas- und nicht Elektrobusse?
Die Gas-Busse stellen derzeit eine umweltfreundlichere Alternative zu Diesel betriebenen Bussen dar. Elektrobusse hat die CVAG in jüngster Vergangenheit bereits getestet, weitere Langzeittest stehen bevor. Grundsätzlich ermittelt die CVAG derzeit alle zu schaffenden Voraussetzungen für den Einsatz von Elektrobussen (Anpassung im Betriebshof, Ladekonzepte, Verfüg-barkeiten, Investitionskosten, etc.). Problematisch ist derzeit jedoch, dass Elektrobusse, die in der Anschaffung deutlich kos-tenintensiver sind, als konventionell angetrieben Fahrzeuge, keine gesonderte finanzielle Förderung genießen. Daher muss für die gesamten notwendigen Investitionen in Fahrzeuge und Infrastruktur eine tragbare Lösung ermittelt werden.
Welchen Platz benötigt der Bahnkörper / Wendekörper?
Im Detail kommt dies auf die Bauart des Bahnkörpers an (straßenbündig, besonders oder unabhängig sowie auf die Bogen-radien). In der Geraden werden beide Richtungsgleise in einem Gleisachsabstand von mind. 3,10 errichtet bis max. 5,85. Der genaue Raumbedarf hängt jedoch noch von weiteren Kriterien ab, die je nach Strecke individuell abweichen können.
Warum werden hohe Bahnsteige gebaut und nicht der Fahrzeug-boden bis Gehweg- oder Straßenniveau abgesenkt? Die Industrie kann hier eine Lösung finden! Kosten für den barrierefreien Aus-bau der Haltestellen könnten vermieden werden.
Aus technischen Gründen und aus Sicherheitsgründen werden hohe Plattformen gegenüber abgesenkten Fahrzeugböden bevorzugt. Zwar könnten abgesenkte Fahrzeugböden die Zugänglichkeit verbessern, doch wären dafür erhebliche Änderun-gen an der Infrastruktur und dem Fahrzeugdesign erforderlich, was häufig unpraktisch und kostspielig ist. Hohe Plattformen hingegen bieten eine zuverlässigere und effizientere Lösung, um Zugänglichkeit und Sicherheit im öffentlichen Verkehr zu gewährleisten.