Geschichte entdecken: Alte Synagoge
Eine jüdische Gemeinde existierte in Chemnitz seit 1885. Zu ihren Gottesdiensten versammelte sie sich in Mieträumen und einem provisorischen Betsaal. Das starke Wachstum der Gemeinde führte schließlich zum Bau einer repräsentativen Synagoge auf dem Kaßberg, die am 7. März 1899 eingeweiht werden konnte.
Wenzel Bürger, ein junger Chemnitzer Architekt, entwickelte die Pläne für einen neoromanischen Zentralbau mit vorgelagerter Eingangshalle. Das Zentrum der Hauptsynagoge markierte eine achtseitige Vierungskuppel, deren Zeltdach mit den Hauben der niedrigen Türme an der Hauptfassade korrespondierte. Neu und ungewohnt im Stadtbild war die wirkungsvoll inszenierte Farbigkeit des Bauwerks, die sich aus dem Kontrast zwischen rotem Backsteinmauerwerk und der grün glasierten Eindeckung der Dächer ergab. Ebenso prächtig war die Wirkung des Innenraums durch reiche Ausstattung mit Wand- und Glasmalereien, Orgel und Toraschrein.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 sah sich auch die jüdische Bevölkerung in Chemnitz Repressalien ausgesetzt. In der Pogromnacht am 9. November 1938 wurde die Synagoge schließlich durch Brandstiftung zerstört. In den folgenden Tagen wurde die Ruine gesprengt und beräumt. Die Kosten dafür musste die Jüdische Gemeinde selbst tragen. Fast alle Gemeindemitglieder wurden in den Folgejahren in die Vernichtungslager des Ostens deportiert. Für die wenigen Überlebenden und nach Chemnitz zurückgekehrten Juden konnte 1961 ein neues Gemeindehaus an der Stollberger Straße errichtet werden. An seiner Stelle steht heute die 2002 eingeweihte neue Chemnitzer Synagoge. Am alten Standort erinnert seit 1988 eine Stele an das historische Gotteshaus und sein gewaltsames Ende.