Geschichte entdecken: Der Rote Turm
Der Rote Turm ist das älteste Bauwerk im ursprünglichen Stadtgebiet von Chemnitz. Er wird bereits 1466 erwähnt. Es spricht allerdings einiges dafür, dass er weitaus älter ist. So haben die archäologischen Untersuchungen ergeben, dass der Turm nicht von Anfang an in die Stadtmauer integriert war und vermutlich schon vor deren Errichtung existierte. Es ist denkbar, im Roten Turm den Rest eines Bergfriedes des 12. Jahrhunderts zu erkennen, der den frühen Marktverkehr in der Chemnitzaue überwachte. Er könnte als Wohnturm eines vom Kaiser beauftragten Stadtvogtes gedient haben.
Das warme Rot des Chemnitzer Porphyrtuff gab ihm möglicherweise seinen Namen. Doch tauchen „Rote Türme“ in zahlreichen deutschen Städten auf und werden dabei vielfach mit Gerichtsbarkeit in Verbindung gebracht. Die Nutzung als Gefängnis ist hier allerdings erst ab dem 16. Jahrhundert nachweisbar. So gab es 1570 darin 13 Zellen für 19 Gefangene. Er wurde auch für den Strafvollzug genutzt, als hier um 1840 die Stadtmauer bereits abgetragen war. Er stand dabei im Kontrast zu dem gegenüberliegenden Gebäude der Chemnitzer Casinogesellschaft, einem mondänen Haus mit baumreichem Garten, der zum Flanieren einlud. Bis zur Zerstörung der Innenstadt 1945 war der Rote Turm völlig umbaut, spielte im Stadtbild quasi keine Rolle mehr und war nur noch von wenigen Punkten aus sichtbar.
Er brannte 1945 völlig aus, wurde fünf Jahre später mit einem Notdach versehen. In den 1950er Jahren wurde der Turm schließlich restauriert. Zu einem beliebten Treffpunkt entwickelte sich das am 14. Februar 1959 eröffnete Café Roter Turm, ein angrenzender Flachbau, in dem außerdem eine Ausstellung zum Aufbau des Stadtzentrums zu sehen war. Auch im Industriedesign spielte der Turm bis heute eine wichtige Rolle und stand Pate für Flaschenformen von Geschirrspülmittel bis Spirituosen. Nach 1990 wurde der alte Wehrturm umfassend saniert und ist auf Anfrage geöffnet.