Geschichte entdecken: Die Morgenleite
Im Herzen des Chemnitzer Südens
Ein Hügel, der die aufgehende Morgensonne grüßt, ist der Namensgeber für den Stadtteil Morgenleite. Der Namensteil „-leite“ ist dem althochdeutschen Wort „(h)lita“ entlehnt und bedeutet so viel wie Abhang oder Hügel. Das Wort „Morgen“ kam hinzu, da der Hang nach Osten hin, also Richtung Morgensonne, abfällt. An dieser Stelle zeigt der Stadtteil seine beiden gegensätzlichen städtebaulichen Gesichter: Viele Einwohner verbinden die Morgenleite mit dem Waldgebiet nördlich der Wladimir-Sagorski-Straße bis zum Südring. Jedoch trägt auch die südlich der Sagorski-Straße liegende sechs- und elfgeschossige Wohnbebauung diesen Namen.
Wenige Schritte von dieser Stele entfernt, befindet sich eine Bronzeplatte, die den geografischen Mittelpunkt des Plattenbaugebietes „Fritz Heckert“ markiert. Denn die Morgenleite liegt im Herzen des ehemaligen Neubaugebietes. Das war nicht immer so. Zu Zeiten der Industrialisierung schätzten wohlhabende Chemnitzer Fabrikanten und Unternehmer die Vorzüge dieses Höhenrückens. Denn der Wind weht meist von hier in Richtung der Altchemnitzer Fabriken und ihren Schloten. Deren Qualm trug deshalb selten Gerüche und Ruß auf die Morgenleite. Kein Wunder, dass hier zu Beginn des 20. Jahrhunderts prächtige Villen entstanden.
Nördlich der heutigen Wladimir-Sagorski-Straße konnte der Stadtteil den ursprünglichen, naturnahen Charakter der historischen Morgenleite bewahren. Die einstigen Wälder, Teiche und Wiesen blieben bis heute weitgehend erhalten, obwohl bereits bei Baubeginn des Fritz-Heckert-Gebietes im Jahr 1974 der Plan existierte, dieses Areal zum kulturellen und gesellschaftlichen Zentrum zu entwickeln. Hier sollten sich die 92.000 Einwohner aus den verschiedenen Baugebieten der einstmals drittgrößten Neubausiedlung Ostdeutschlands treffen können. Neben einem Einkaufszentrum sollten ein Rundkino, ein Hotel mit 19 Etagen, ein sibirisches Restaurant und ein Konsument-Warenhaus entstehen. Zusätzlich sahen die Pläne den Bau von 2.850 Wohnungen für 7.700 Einwohner vor. Jedoch ist das Areal stark von kleinen Wasserläufen und Quellgebieten geprägt. Eine Bebauung auf diesem Grund wäre zwar möglich, aber mit hohen Kosten und hohem Materialaufwand verbunden gewesen, weshalb die Bauarbeiten am Areal stets verschoben wurden.
Die Wende beendete diese ambitionierten Planungen – zumindest vorübergehend. Südlich der Wladimir-Sagorski-Straße stellten sich die Baubedingungen als günstiger heraus. Ab 1978 entstanden im damaligen Baugebiet V mehr als 4.100 Wohnungen für 12.200 Einwohner. Mit über 480 Metern Länge, 17 Eingängen und 700 Wohnungen wurde zudem einer der längsten Wohnblöcke Ostdeutschlands, auch liebevoll „Stadtmauer“ genannt, realisiert. Das nicht errichtete kulturelle Zentrum stellte ein spürbares städtebauliches Defizit dar. Es fehlte einerseits eine urbane Verbindung zwischen den nördlichen und südlichen Teilen des Wohngebietes, andererseits mangelte es an attraktiven Freizeit- und Konsummöglichkeiten.
In den 1990er-Jahren griffen Stadtplaner und Investoren die einstigen Pläne für ein Einkaufszentrum wieder auf, um sie unter neuen Vorzeichen zu realisieren. Die starke Hanglage verlangte den Planern viel ab, jedoch erkannten sie die Chance einer einzigartigen und unverwechselbaren Gestaltung. Nach umfangreichen Abstimmungen zwischen den beteiligten Akteuren erfolgte 1997 die Grundsteinlegung. Die Eröffnung des „Vita-Centers“ im Jahr 1999 fand im Beisein des damaligen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf und des Oberbürgermeisters Peter Seifert statt. Über 300.000 Besucher kamen am Eröffnungswochenende. Auf den umliegenden Straßen und Parkplätzen brach der Verkehr zusammen. Die beiden markanten Glaskuppeltürme des Einkaufszentrums sind mittlerweile zu einem Wahrzeichen des Stadtteils geworden. Mit der Eröffnung kurz vor der Jahrtausendwende bekam das Wohngebiet „Fritz-Heckert“ nach über zwanzig Jahren Planung ein kulturelles und gesellschaftliches Zentrum.
Weitere Standorte Infostelen:
- Markt
- Rathaus
- Die Stadtmauer
- Roter Turm
- Johannistor/Beckerplatz
- Chemnitzer Tor/Moritzhof
- Klostertor - Theaterstraße
- Pforte - Paulikirche
- Nikolaitor - Falkeplatz
- Turnstraße
- Schillingsche Figuren
- Karl-Marx-Monument
- Rosenhof
- Schloßberg
- Alter Flughafen
- Alte Synagoge
- Theaterplatz
- Wohngebiet "Fritz Heckert"
Einweihung der Stele am 17. August 2024
Zu den Jubiläumsfeierlichenkeiten zum 50-jährigen Bestehen des Wohngebiets "Fritz Heckert" wurde am 17. August die Informationsstele vor dem Vita-Center enthüllt. Sie erzählt die Geschichte des Stadtgebiets Morgenleite.