Geschichte entdecken: Das Wohngebiet "Fritz Heckert"

Eine Stadt in der Stadt


Historie bis 1990

 

Erste Planungen für eine Wohnsiedlung an diesem Standort fallen bereits in das Jahr 1919. Es sollten Wohnungen für Arbeiter im Altchemnitzer Industriegebiet und dem Industriegebiet Siegmar-Schönau entstehen. Ab Ende der 1950er-Jahre sahen städtische Entwicklungspläne das zukünftige Wachsen der Stadt entlang der Stollberger Straße nach Süden vor. Die Erschließungsarbeiten begannen 1972 mit dem sogenannten Baugebiet 0 – Irkutsker Straße. Mit diesen 2.400 Wohnungen wurde die Logistik des industriellen Wohnungsbaus getestet, der später im großen Maßstab in den anschließenden acht Baugebieten praktiziert wurde.

Die offizielle Grundsteinlegung für das Wohngebiet „Fritz Heckert“ erfolgte im Oktober 1974, im Rahmen des 25-jährigen Bestehens der DDR. Durch Nachverdichtung sowie Ergänzung der Pläne von sieben auf acht Baugebiete, entstanden bis 1990 ca. 32.300 Wohnungen, in denen ca. 90.000 Menschen wohnten. Gemessen an der Einwohnerzahl, entstand nach Berlin Marzahn-Hellersdorf das zweitgrößte innerstädtische Neubaugebiet der DDR. Mit der politischen Wende 1989/1990 wurden die Bauarbeiten eingestellt, das Wohngebiet blieb daher unvollendet. Geplant waren 42.300 Wohnungen für 116.000 Einwohner.

Die Großwohnsiedlung wurde mit ihrer Nord-Süd-Ausdehnung von 4,5 Kilometern Länge und Baukosten von 2,7 Milliarden DDR-Mark im Rahmen der komplexen Stadtplanung konzipiert. Alle zum Leben notwendigen Einrichtungen wurden vorgesehen. Für die Erweiterung des Wohngebietes um den Stadtteil Hutholz für zusätzliche Wohnungen wurde 1980 die Karl-Marx-Städter Stadtgrenze verschoben und 107 Hektar Neukirchner Flur eingemeindet. Der jüngste Wohngebietsteil Hutholz-Süd gilt Dank seiner Randlage und Fernsicht Richtung Erzgebirge auch als „Balkon des Heckert-Gebietes“.
 

Informationen zu 30 Jahren Städtebauförderung 1994 bis 2024

Das Wohngebiet „Fritz Heckert“ ist seit 1994 Fördergebiet in verschiedenen Bund-Länder-Programmen der Städtebauförderung. Bis 2023 wurden über 80 Mio. € Fördermittel investiert, an denen auch die Stadt Chemnitz mit mindestens einem Drittel beteiligt war. Noch bis 2028 werden die Aufwertung des Gebietes und die Bewältigung der Herausforderungen von demographischem Wandel, Klimaveränderungen und Funktionsverlusten infolge der sinkenden Einwohnerzahl durch Förderung von EU, Bund, Land, und Stadt unterstützt. Das Wohngebiet ist inzwischen attraktiv und lebenswert.

Ab 1994 konzentrierte sich die Förderung zunächst auf die Nachverdichtung und Fertigstellung der Infrastruktur im Programm „Städtebauliche Weiterentwicklung großer Neubaugebiete“. Diese Weiterentwicklung der Großwohnsiedlung war schon kurze Zeit später durch Abwanderung junger Menschen und wachsenden Leerstand erschwert. Wohngebäude standen bis zu 50 % leer. Durch Verträge der Wohnungsunternehmen mit der Stadt wurden Gebäude geordnet freigezogen und den Bewohnern durch Sozialpläne geholfen. Im Rahmen des „Stadtumbaus“ wurden im Gebiet fast 11.000 Wohnungen mit 38 Mio. € Fördermitteln aus dem Stadtumbauprogramm rückgebaut. Hinzu kam die geordnete Anpassung der technischen und sozialen Infrastruktur mit rund 3 Mio. € Fördermitteln. Dabei entstanden auch neue Grün- und Freiflächen, die das Wohngebiet deutlich auflockern.

Unter Beteiligung der Anwohner wurden ab 2006 städtebauliche Konzepte entwickelt und umgesetzt. Die zeitgemäße Neugestaltung der Fußgängerzonen beispielsweise erhöht Aufenthaltsqualitäten. Die Sanierung von Kindertagesstätten und Schulen schafft gute Raumbedingungen für die Betreuung und den Unterricht. Ab 2007 fokussierte sich die Förderung auch auf die sozialen Belange der Anwohner mit Modellvorhaben und ESF-Projekten. In die städtebauliche und soziale Gebietsentwicklung wurden bis 2023 bis zu 40 Mio. € Fördermittel investiert.
 

Die Enthüllung der Informationsstele am Wenzel-Verner-Platz über die Geschichte des Wohngebiets "Fritz-Heckert" und 30 Jahre Städtebauförderung fand zum 50-jährigen Jubiläum des Wohngebietes am 17. August 2024 statt. Gleichzeitig wurde der Grundstein mit restaurierter Schriftplatte an seinen Ursprungsort, ebenfalls am Wenzel-Verner-Platz, zurückgeführt und erhielt eine neue Zeitkapsel. Sie soll eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft symbolisieren.

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